Fülszöveg
>Die Memoiren einer Uberlebendem beschwören eine unbestimmt nahe Zukunft. Das Leben in der Stadt ist zusammengebrochen. Die staatliche Verwaltung arbeitet nicht mehr, eine geregelte Lebensmittelversorgung findet nicht mehr statt, das Verkehrswesen und sämtliche Kommunikationssysteme sind zusammengebrochen, es herrscht Mangel an den elementarsten Dingen. Die Menschen sind ständig unterwegs, unablässig mit der Organisation des Lebens beschäftigt und auf der Suche nach Überlebensmöglichkeiten. Viele haben ihre Häuser verlassen und ziehen, mit Vorräten und Decken beladen, in großen Trupps irgendwo aufs Land, wo es noch bessere Lebensbedingungen geben soll. Jugendliche und Erwachsene besetzen leerstehende Häuser, plündern Geschäfte, und Horden von streunenden Kindern machen die Straßen unsicher und verrohen in dem Maße, in dem Anarchie und Mangel um sich greifen. Sie rauben, morden, haben fast keine Sprache mehr, werden zu Kannibalen.
Dieses Chaos der Straße beobachtet eine ältere...
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Fülszöveg
>Die Memoiren einer Uberlebendem beschwören eine unbestimmt nahe Zukunft. Das Leben in der Stadt ist zusammengebrochen. Die staatliche Verwaltung arbeitet nicht mehr, eine geregelte Lebensmittelversorgung findet nicht mehr statt, das Verkehrswesen und sämtliche Kommunikationssysteme sind zusammengebrochen, es herrscht Mangel an den elementarsten Dingen. Die Menschen sind ständig unterwegs, unablässig mit der Organisation des Lebens beschäftigt und auf der Suche nach Überlebensmöglichkeiten. Viele haben ihre Häuser verlassen und ziehen, mit Vorräten und Decken beladen, in großen Trupps irgendwo aufs Land, wo es noch bessere Lebensbedingungen geben soll. Jugendliche und Erwachsene besetzen leerstehende Häuser, plündern Geschäfte, und Horden von streunenden Kindern machen die Straßen unsicher und verrohen in dem Maße, in dem Anarchie und Mangel um sich greifen. Sie rauben, morden, haben fast keine Sprache mehr, werden zu Kannibalen.
Dieses Chaos der Straße beobachtet eine ältere alleinstehende Frau - sie ist die namenlose Erzählerin - vom Fenster ihrer Wohnung aus. Mit merkwürdigem Gleichmut sucht sie sich in der veränderten Welt zurechtzufinden und nimmt sie ein etwa njähriges Mädchen auf, das ein Fremder ihr eines Tages übergibt und ihrer Obhut anvertraut. Von nun an gilt all ihr Denken und Tun Emily, so heißt das
Kind, und deren seltsamem, katzenartigen Hund. Das Heranwachsen von Emily zu einer jungen Frau und ihre Kontakte zu den Kinderhorden bestimmen die alltägliche Wirklichkeit der Frau. Daneben eröffnet sich ihr eine zweite, eher traumartige, surreale Wirklichkeit, indem die Grenzen der Empfindungsfähigkeit fließend werden, erschließen sich ihr neue gefährliche und visionäre Dimensionen - mythisch konkretisiert in dem Durchlässigwerden der Wände in ihrer Wohnung und dem Ubergehen in neue innere Räume. Psychische Phänomene gewinnen auf der Ebene des Phantastischen plastische Gestalt. Emily findet schließlich ihre Rolle als Gefährtin von Gerald, dem jugendlichen Anführer einer der Kinderbanden. Das Ende scheint visionär: Emily und Gerald brechen auf zu einer vielleicht besseren Wirklichkeit.
Doris Lessing, die 1919 in Persien geboren wurde, auf einer Farm in Rhodesien aufwuchs und heute in London lebt, wird in den englischsprachigen Ländern längst zu den modernen Klassikern gezählt. In Deutschland hat sie erst durch die 1978 erfolgte, verspätete Veröffentlichung ihres Hauptwerkes >Das goldene Notiz-buch< Berühmtheit erlangt. 1975 wurde sie für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen.
Vissza