Die Wunderkammer

Fülszöveg

Die Kunst- und Naturalienkammer ist eine der aufsehenerregendsten Wiederentdeckungen seit dem Neubeginn der Franckeschen Stiftungen im Jahr 1992. August Hermann Francke, pietistischer Theologe und Pádagoge, legte 1698 im Waisenhaus zu Halle (Saale) seine enzyklopádische Sammlung nach dem Muster barocker Kuriositátenkabinette an. Zu diesem Zweck ¦ bat er seinen Landesherrn Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg um Übersendung interessanter Objekte aus dessen eigener Raritátenkammer. Dank seiner weitgespannten Beziehungen gelang es Francke in den folgenden Jahrzehnten, Stücke aus aller Herren Lánder und allén nur denkbaren Wissensgebieten zusammenzutragen. Vornehmlich war die Sammlung für pádagogische Zwecke gedacht, Francke setzte sie für den Anschauungsunterricht ein. Sie diente aber auch zur Werbung für die Ideen des Halleschen Pietismus und war nicht zuletzt ein Mittel der Selbstdarstellung. Gotthilf August Francke liefí die Sammlung, die sein Vater begonnen hatte und von der die... Tovább

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Die Kunst- und Naturalienkammer ist eine der aufsehenerregendsten Wiederentdeckungen seit dem Neubeginn der Franckeschen Stiftungen im Jahr 1992. August Hermann Francke, pietistischer Theologe und Pádagoge, legte 1698 im Waisenhaus zu Halle (Saale) seine enzyklopádische Sammlung nach dem Muster barocker Kuriositátenkabinette an. Zu diesem Zweck ¦ bat er seinen Landesherrn Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg um Übersendung interessanter Objekte aus dessen eigener Raritátenkammer. Dank seiner weitgespannten Beziehungen gelang es Francke in den folgenden Jahrzehnten, Stücke aus aller Herren Lánder und allén nur denkbaren Wissensgebieten zusammenzutragen. Vornehmlich war die Sammlung für pádagogische Zwecke gedacht, Francke setzte sie für den Anschauungsunterricht ein. Sie diente aber auch zur Werbung für die Ideen des Halleschen Pietismus und war nicht zuletzt ein Mittel der Selbstdarstellung. Gotthilf August Francke liefí die Sammlung, die sein Vater begonnen hatte und von der die zeitgenössische Fachwelt Notiz zu nehmen begann, ab 1736 als ein einheitliches Museum gestalten. Mit dieser Aufgabe betraute er den Altenburger Kunstmaler und Kupferstecher Gottfried August Gründler. In den folgenden fünf Jahren entstanden 16 Sammlungsschránke, die exakt auf die Waisenhauskollektion abgestimmt waren und paftgenau in den vorgesehenen Museumssaal hineingebaut wurden. 1741 übergab Gründler die neu gestaltete Kunst- und Naturalienkammer im Dachgeschofí des Waisenhauses nebst einem handschriftlichen Katalog in mehreren Exemplaren. Dort erlebte sie zunáchst weiteren Zuwachs, geriet aber spátestens gegen Ende des Jahrhunderts aus der Mode und in Vergessenheit. Anders als andere vergleichbare Sammlungen wurde sie nicht aufgelöst, sondern führte bis in das 20.Jahrhundert hinein einen Dornröschenschlaf, dessen einzige gröfSere Unterbrechung 1835/36 durch Umbauarbeiten am Saal und an einem Teil der Schránke erfolgte. Erst wáhrend des zweiten,Weltkrieges verschwand die Sammlung von ihrem angestammten Ort. In der DDR war sie über mehrere Ráume verteilt und drohte zuletzt durch den fortschreitenden Ruin der Stiftungsgebaude zu verfallen. Nach Rekonstruktion des ursprünglichen musealen Konzeptes, Wiederherstellung des altén Saals, Vissza