Fülszöveg
Nach uns ist nicht die Sintflut. Deshalb haben
die modernen Industriegesellschaften nahezu
perfekt organisierte Schulsysteme installiert, die
den Erwerb verschiedener Bildungsgrade anbie-
ten. Denn nach wie vor ist die vorherrschende
Meinung, daß die Schulbildung maßgeblich
daran beteiligt ist, wie weit und wie gut jemand
ein »erfolgreicher Mensch« wird. »Erfolg« wird
dabei hauptsächlich in einem materiellen Sinn
gesehen, wird an äußeren Werten gemessen.
Macht, Besitz, Wissen, Stellung - kurz »positi-
ves« Ansehen — hängen heute mehr denn je von
Zertifikaten ab. Selbst der »Dümmste« oder
»Faulste« mit gerade noch bestandenem Zeug-
nis scheint ein »Besserer« und »Privilegierterer«
zu sein, als ein wirklich Kluger und Engagierter
ohne Zeugnis.
Im Vertrauen auf das pädagogische und psycho-
logische Wissen der Schulbehörden und Lehrer
wird heute von den Eltern vieles hingenommen,
was — oft klar ersichtlich — für das gegenwär-
tige und zukünftige Leben des Kindes...
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Fülszöveg
Nach uns ist nicht die Sintflut. Deshalb haben
die modernen Industriegesellschaften nahezu
perfekt organisierte Schulsysteme installiert, die
den Erwerb verschiedener Bildungsgrade anbie-
ten. Denn nach wie vor ist die vorherrschende
Meinung, daß die Schulbildung maßgeblich
daran beteiligt ist, wie weit und wie gut jemand
ein »erfolgreicher Mensch« wird. »Erfolg« wird
dabei hauptsächlich in einem materiellen Sinn
gesehen, wird an äußeren Werten gemessen.
Macht, Besitz, Wissen, Stellung - kurz »positi-
ves« Ansehen — hängen heute mehr denn je von
Zertifikaten ab. Selbst der »Dümmste« oder
»Faulste« mit gerade noch bestandenem Zeug-
nis scheint ein »Besserer« und »Privilegierterer«
zu sein, als ein wirklich Kluger und Engagierter
ohne Zeugnis.
Im Vertrauen auf das pädagogische und psycho-
logische Wissen der Schulbehörden und Lehrer
wird heute von den Eltern vieles hingenommen,
was — oft klar ersichtlich — für das gegenwär-
tige und zukünftige Leben des Kindes ganz
und gar nicht förderlich ist. Nicht selten trium-
phiert in unseren Schulen der Un-Sinn über den
Sinn.
Hubert Wisskirchen, ein erfahrener, engagierter
und vor allem praxisorientierter Pädagoge,
führt dem Leser seines Buches nicht nur die äu-
ßerst aufschlußreiche »Historie des Lernens und
der Schule« vor Augen, sondern analysiert vor
allem den gegenwärtigen Ist-Zustand und die
daraus folgenden Resultate: Unsere Schulen
entlassen junge Menschen, die mit Fakten- und
Splitterwissen vollgestopft sind, Menschen, die
nur noch auf den Gebrauch ihrer linken, ratio-
nalen Gehirnhälfte hin trainiert wurden. Unsere
Kinder wachsen mit Leistungsdruck statt mit
spielerischer Kreativität und Phantasie auf -
schon im Volksschulalter geht ihnen der Begriff
des »Numerus clausus« flüssig über die Lippen.
Das Ergebnis sind Menschen, die nicht mehr
(selbst-)vertrauensfähig und nur mehr über ma-
terielle Anreize motivierbar sind. Sie sind selten
in der Lage, zu erfahren, daß Beruf auch etwas
mit Berufung zu tun hat.
Vissza