Fülszöveg
Zuerst waren sie die »blutrünstigen Hunnen« und »asiatischen Barbaren«, die aui Raubzügen durch halb Europa für Angst und Schrecken sorgten. Doch aus den Ungarn wurden bald überzeugte Verteidiger des chrisdichen Abendlands und heldenhafte Freiheitskämpfer gegen Mongolen (1241), Türken (16.-18, Jahrhundert) und Russen (1849 und 1956). Ihre Urheimat, ihr Ursprung und die Wurzeln ihrer Sprache sind bis heute umstritten. So sind sie -abgesehen von den Albanem - das einsamste Volk Europas mit einer einzigartigen Sprache und Geschichte, das sich seine nationale Identität trotz vielfältiger geschichtlicher Katastrophen - bis zur Amputation von zwei Dritteln des historischen Ungarn durch das : Trianon-Diktat von 1920 - zu bewahren wußte.
Die Fragen »Wer ist ein Ungar?« oder ¦ »Was ist ein Ungar?« tauchen in der über tausendjährigen Geschichte immer wieder auf und sind auch heute noch ein Politikum ersten Ranges. Gerade die größten historischen Gestalten aber sind der Beweis dafür, daß...
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Fülszöveg
Zuerst waren sie die »blutrünstigen Hunnen« und »asiatischen Barbaren«, die aui Raubzügen durch halb Europa für Angst und Schrecken sorgten. Doch aus den Ungarn wurden bald überzeugte Verteidiger des chrisdichen Abendlands und heldenhafte Freiheitskämpfer gegen Mongolen (1241), Türken (16.-18, Jahrhundert) und Russen (1849 und 1956). Ihre Urheimat, ihr Ursprung und die Wurzeln ihrer Sprache sind bis heute umstritten. So sind sie -abgesehen von den Albanem - das einsamste Volk Europas mit einer einzigartigen Sprache und Geschichte, das sich seine nationale Identität trotz vielfältiger geschichtlicher Katastrophen - bis zur Amputation von zwei Dritteln des historischen Ungarn durch das : Trianon-Diktat von 1920 - zu bewahren wußte.
Die Fragen »Wer ist ein Ungar?« oder ¦ »Was ist ein Ungar?« tauchen in der über tausendjährigen Geschichte immer wieder auf und sind auch heute noch ein Politikum ersten Ranges. Gerade die größten historischen Gestalten aber sind der Beweis dafür, daß ungarische Nationalität nicht eine Frage des Stammbaums, sondern einer Haltung, eines Willens war - und so ist es noch heute. Wer weiß schon, daß es ohne Ungarn möglicherweise keine Atom- oder Wasserstoffbombe gäbe, keinen Computer und auch kein Hollywood, so wie es jetzt ist, daß der ungarische Genius, welch ethnischer oder religiöser Herkunft immer, weltweit Wissenschaft und Kunst, Theater und Film, Musik und Fotografie, oft maßgeblich, mitgeprägt hat? Paul Lendvai zeichnet den Sonderweg dieses mitteleuropäischen Volkes nach und läßt seine Geschichte in der Spiegelung von vielfältigen Einzelschicksalen zu einer ebenso kbendigen wie lehrreichen Lektüre werden.
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Genies, Verlierer, Lebenskünstler
- mit dieser Formel könnte man die seit der »Landnahme« um 896 im Karpatenbecken lebenden Ungarn kurz charakterisieren. Der Widerspruch zwischen genialen individuellen Leistungen und dem wiederholten nationalen Scheitern ist einer der faszinierendsten Züge in der turbulenten Geschichte der Magyaren zwischen Deutschen und Russen, Österreichern und Südslawen, zwischen Unabhängigkeit und Fremdherrschaft. Wie die Existenz, ja das Überleben ihres Nationalstaats als Wunder gelten darf, so haben sich die Ungarn bis heute als Sieger in Niederlagen entpuppt - mit den Worten Tibor Derys, nach der niedergeschlagenen Revolution von 1956: »Was ist das Ungarische? Ein
Witz, der über Katastrophen tanzt« In einer spannenden Mischung von geschichthchem Überblick, biographischen Skizzen von Helden und Opfern, Genies und Hochstaplern, Siegern und Verrätern sowie von reichem anekdotischen Material bringt uns Paul Lendvai die Ungarn und ihr wechselvolles Schicksal in der Heimat wie in der Emigration näher. Ein Werk ohne Tabus und ohne Vorurteile - zugleich ein leidenschafthches Plädoyer für Toleranz und gegenseitiges Verständnis und eine Warnung vor engstirniger Abkapselung und nationalistischem Sendungsbewußtsein.
Vissza