Die Stadt und die Hunde

Fülszöveg

Emir Rodríguez Monegal / Encounter, London: «Der bedeutende Roman des jungen Peruaners scheint zunächst ein unkomplizierter Bericht vom Leben in einer Kadettenanstalt am Rande von Lima zu sein. Die Anstalt existiert tatsächlich - der heute dreißig Jahre alte Vargas Llosa hat sie besucht, und sie heißt, wie im Roman, El Colegio Leoncio Prado. Aber das Buch will kein Dokumentarbericht sein. Vargas Llosa bedient sich des naturalistischen Hintergrundes, um, mit Hilfe gewisser imaginärer Ereignisse, die Grundlagen des heutigen Peru zu analysieren. Die Handlung ist einfach. Ein Kadett stiehlt die Antworten für eine schriftliche Prüfung. Ein anderer Kadett denunziert den Dieb, um Sonntagsurlaub zu bekommen und so seine Freundin besuchen zu können. Jemand nutzt das aus, um den Kadetten zu töten, in dem man den Täter vermutet. Der wirkliche Täter gesteht dann alles den vorgesetzten Militärbehörden. Aber die Behörden beschließen, die Angelegenheit nicht zu verfolgen: die Geschichte muß... Tovább

Fülszöveg

Emir Rodríguez Monegal / Encounter, London: «Der bedeutende Roman des jungen Peruaners scheint zunächst ein unkomplizierter Bericht vom Leben in einer Kadettenanstalt am Rande von Lima zu sein. Die Anstalt existiert tatsächlich - der heute dreißig Jahre alte Vargas Llosa hat sie besucht, und sie heißt, wie im Roman, El Colegio Leoncio Prado. Aber das Buch will kein Dokumentarbericht sein. Vargas Llosa bedient sich des naturalistischen Hintergrundes, um, mit Hilfe gewisser imaginärer Ereignisse, die Grundlagen des heutigen Peru zu analysieren. Die Handlung ist einfach. Ein Kadett stiehlt die Antworten für eine schriftliche Prüfung. Ein anderer Kadett denunziert den Dieb, um Sonntagsurlaub zu bekommen und so seine Freundin besuchen zu können. Jemand nutzt das aus, um den Kadetten zu töten, in dem man den Täter vermutet. Der wirkliche Täter gesteht dann alles den vorgesetzten Militärbehörden. Aber die Behörden beschließen, die Angelegenheit nicht zu verfolgen: die Geschichte muß vertuscht werden.
In zweiter Linie scheint der Roman von den Disziplinschwierigkeiten zu handeln, die in jeder starren, paramilitärischen sozialen Ordnung auftreten. Sein Thema scheint die eigenartige Hierarchie der Gewalt zu sein, die geheimen Kodizes, die in einer solchen Atmosphäre entstehen (die Jungen ahmen unbewußt die Verhaltensweisen der Militärkaste nach). Es gibt die Ordnung, und es gibt die Unordnung; am Ende triumphiert die Ordnung, wenn auch auf Kosten von Gerechtigkeit und Wahrheit. Aber das ist nur die Oberfläche des Romans. Die Außenwelt wirkt, wenn auch aus der Ferne, ständig auf die in sich geschlossene Welt der Anstalt ein. Die Kadetten bekommen Urlaub, sie haben Freundinnen, die verschiedenen sozialen Schichten angehören; um ein ganz bestimmtes Mädchen werben mehrere Nebenbuhler. Das Leben der Kadetten vor dem Eintritt Vissza