Fülszöveg
Auf der alljährlich in Frankfurt am Main stattfindenden internationalen Buchmcsse war 1959 ein zweibändiges Werk zu sehen, das die Geschichte der Schrift wohl in einmaliger Weise behandelt. Dank der Fürsprache von Hermann Zapf, der auf dieses Werk aufmerksam machte, war es möglich, ein Exemplar dieser ausge zeichneten, ki
griffenen Fachpublikation zu sprechen, über das Werk in sehen Fachzeitschrift zu sehr, so lieber ein, als es sich bei eine inhaltlich wertvolle und mit Geschmack gestaltete Publikation handelt. Der Inhalt ist systematisch aufgebaut und folgt der historischen Entwicklung. In Wort imd Bild werden, von den sumerischen und ägyptischen Anfängen ausgehend, die mannigfaltigen Schriftsysteme, die schließlich zur Entwicklung des lateinischen Alphabets führten, besprochen und gezeigt. Auf die vielen Darstellungen der lateinischen Monumentalschrift folgen Qua-drata, Rustika, Unziale und Halbunziale bis zur karolingischen Minuskel. Ein Kapitel ist römischen Kursiv in ihren...
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Fülszöveg
Auf der alljährlich in Frankfurt am Main stattfindenden internationalen Buchmcsse war 1959 ein zweibändiges Werk zu sehen, das die Geschichte der Schrift wohl in einmaliger Weise behandelt. Dank der Fürsprache von Hermann Zapf, der auf dieses Werk aufmerksam machte, war es möglich, ein Exemplar dieser ausge zeichneten, ki
griffenen Fachpublikation zu sprechen, über das Werk in sehen Fachzeitschrift zu sehr, so lieber ein, als es sich bei eine inhaltlich wertvolle und mit Geschmack gestaltete Publikation handelt. Der Inhalt ist systematisch aufgebaut und folgt der historischen Entwicklung. In Wort imd Bild werden, von den sumerischen und ägyptischen Anfängen ausgehend, die mannigfaltigen Schriftsysteme, die schließlich zur Entwicklung des lateinischen Alphabets führten, besprochen und gezeigt. Auf die vielen Darstellungen der lateinischen Monumentalschrift folgen Qua-drata, Rustika, Unziale und Halbunziale bis zur karolingischen Minuskel. Ein Kapitel ist römischen Kursiv in ihren mannigfachen ilarten gewidmet. Im zweiten Teil des ersten ,des kommen die gebrochenen Schriften in ti ausführlichen Kapiteln zur Darstellung: ;t die Großbuchstaben, dann die Kleinbuch-•ben und die gotische Kursive. ;r zweite Band ist ausschließUch der Antiqua vorbehalten und bespricht die SchriftentWicklung von der Renaissance bis zur Neuzeit. Allein vier Kapitel befassen sich mit den Schriften aus der Zeit der Renaissance. Eingehend werden die Antiqua-Buchstabenkonstruktionen der Schreibmeister und Künstler (wie Dürer) behandelt. Danach folgen je ein Kapitel über die Entwicklung der Handschrift - de fere huma-nistica der Druckschriften und der ornamentierten Schriften dieser Epoche. Eine Fülle von Abbildungen begleitet auch hier den Text. Fünf Kapitel sind den barocken und klassizistischen Antiquaschriften eingeräumt, wobei sehr genau zwischen transitionalen und klassizistischen Schriftschnitten unterschieden ist. Der fünfte Teil dieses großangelegten Werkes ist der Ent-wicklungim 19. und 20. Jahrhundert gewidmet. Die Anlage der beiden Bände zeugt von tiefen Verständnis sowohl für die geschichtlichen Zusammenhänge als auch für die Wichtigkeit der im Laufe der Jahrhunderte im Abendland entwickelten Schriftformen. Sehr glücklich ist die besondere Behandlung der kursiven Gebrauchsschrift. So findet der Leser alles auf knappem Raum zusammengetragen. Dies aber ist sehr lehrreich nicht bloß für den Anfänger, sondern ebenso für den mit dem Thema Vertrauten, weil man stets wieder neue Buchstabenformen in der Fülle des Gezeigten entdeckt. Des Autors große Liebe zu seiner Arbeit, zur Schrift und zum Buch vermittelt so Wissen und Freude dem stillen Betrachter. Der Verlag ist zur Herausgabe dieser Schriftgeschichte zu beglückwün-
der Spie Ba dre
D.
sehen. Sie hebt sich aus der Menge der seit Kriegsende über die Schrift lu-rausgekommencn Publikationen heraus und zählt zum Besten, was wir an grundlegenden Werken über die abendländische Schriftkunst besitzen. Ihre Übersetzung ins Deutsche wäre von Nutzen.
M. Caßisch, Typographische Monalsblälter, St. Gallen ig6o
Das monumentale Werk F. Muzikas, Professors an der Hochschule für Kunstgewerbe in Prag, wendet sich vor allem an Kreise künstlerisch Tätiger und solcher, die sich für Kunst interessieren. Der Verfasser charakterisiert sein Werk bescheiden als Kompilation; natürlich stützt cr sich auf die ältere tschechische und ausländische Literatur, aber ausgedehnte Partien, insbesondere neuere, bearbeitet er durch unmittelbare Untersuchung der Quellen; überall hält er jedoch am einheitlichen Gesichtspunkt fest. - Die beiden Bände enthalten insgesamt 148 ganzseitige Beilagen mit photographischen Reproduktionen und nicht weniger als 700 Textabbildungen. Hier finden wir neben umgezeichneten Originaltexten auch herauspräparierte Alphabete vor, die Buchstabe für Buchstabe zusammengestellt sind. Das graphische Niveau dieser Umzeichnungen ist vollendet und trägt zweifellos dazu bei, daß man sich schnell und übersichtlich eine Meinung über die einzelnen Schriftarten bilden kann. Bemerkenswert sind auch die sorgfältig ausgeführten Konstruktionen wichtigerer Gattungen der älteren Schriften. Diese Abbildungen können unmittelbar als Vorlagen für die praktische Anwendung der Schriften dienen, weshalb sie der Autor manchmal mit eigenen Ergänzungen versehen hat. - Der Schwerpunkt von Muzikas Arbeit befindet sich im zweiten Band, indem die ununterbrochene Entwicklung der Lateinschrift von der Renaissance bis heute geschildert wird. Hier sei das Bestreben hervorgehoben, das schwer definierbare Schriftenmaterial des 16.-20. Jahrhunderts zu klassifizieren und zu benennen. In dieser Hinsicht hat Muzikas Buch Pioniercharakter; besonders wertvoll sind die Termini verschiedener Druckschriften und die feinfühlige Unterscheidung zwischen Verfallstypen und klassischen Schriften. Diese Abschnitte der Darlegung zeigen eine reiche Materialkenntnis, und es ist offenkundig, daß der Autor sich beim Schreiben auf eigene Erfahrungen stützte. - Das Buch Professor Muzikas ist das Ergebnis langjähriger und hingebungsvoller Arbeit. Als Thesaurus gezeichneter Alphabete hat es in der Weltliteratur nicht seinesgleichen; hier befindet sich der Schwerpunkt des Beitrags Prof. Muzikas. Es ist dies ein Buch über die Schrift aus der Feder eines bildenden Künstlers, und zugleich ein künstlerisch gestaltetes Loblied auf die Schrift.
S. Segert-P. S/iimar, Lisly filabgické {Philologische Bläller), Prag igtil
artia verlag prag
Vissza