Die Nähe der Sonne

Fülszöveg

»Mitten ins Land, scheint ihm, fährt er
hinein, auf den Horizont zu, auf diese
leuchtende Linie, die er so gewiß
erreichen wird, wie er einst in einer
Abenddämmerung gewußt hat, er wird
diesen Rand einmal erreichen und sehen,
was dahinter ist. So schön, sagt er immer
wieder, so unaussprechlich schön. Ein
Staunen, das den Blick weitet und weitet
und keinen Stein unbeachtet läßt. Was er
anschaut, wächst seinem Blick entgegen.
Er darf ja nicht den geringsten Hinweis
übersehen. Die Dinge sind schließlich
nicht einfach mehr Dinge, die zusammen-
hanglos in der Welt stehen: Alles kann
Zeichen sein.«
Die Eltern sind tot. Bei einem Autounfall
ums Leben gekommen. Ihr Begräbnis, zu
dem Stefan Zell überstürzt aus dem
Urlaub zurück muß, ist für ihn schon wie
schlecht geträumt. Und zu Hause erwartet
ihn Hanna, mit der das Zusammenleben
fragwürdig wurde, seit sie darauf bestan-
den hat, das Kind von ihm auszutragen,
das er nicht will. Unterwegs zu ihr biegt er
ab. Wo er... Tovább

Fülszöveg

»Mitten ins Land, scheint ihm, fährt er
hinein, auf den Horizont zu, auf diese
leuchtende Linie, die er so gewiß
erreichen wird, wie er einst in einer
Abenddämmerung gewußt hat, er wird
diesen Rand einmal erreichen und sehen,
was dahinter ist. So schön, sagt er immer
wieder, so unaussprechlich schön. Ein
Staunen, das den Blick weitet und weitet
und keinen Stein unbeachtet läßt. Was er
anschaut, wächst seinem Blick entgegen.
Er darf ja nicht den geringsten Hinweis
übersehen. Die Dinge sind schließlich
nicht einfach mehr Dinge, die zusammen-
hanglos in der Welt stehen: Alles kann
Zeichen sein.«
Die Eltern sind tot. Bei einem Autounfall
ums Leben gekommen. Ihr Begräbnis, zu
dem Stefan Zell überstürzt aus dem
Urlaub zurück muß, ist für ihn schon wie
schlecht geträumt. Und zu Hause erwartet
ihn Hanna, mit der das Zusammenleben
fragwürdig wurde, seit sie darauf bestan-
den hat, das Kind von ihm auszutragen,
das er nicht will. Unterwegs zu ihr biegt er
ab. Wo er ankommt, hat er nicht erwartet.
Aber danach hat er sich gesehnt, davon
wird geträumt seit je: von höchster
Intensität des Erlebens, von fleckenlosem
Glück. Daß er dabei immer mehr in die
Gefangenschaft seiner eigenen Existenz-
bedingungen gerät, das zählt in der Nähe
der Sonne nichts, das gilt nicht für ihn,
obwohl von Souveränität und Entschei-
dungsfreiheit keine Rede mehr sein kann.
Aber je näher er dem gleißenden Licht
kommt, umso näher auch seiner sengen-
den Glut.
Gernot Wolfgruber erzählt von Gefahr-
dungen, die sich in Helligkeit aufzulösen
scheinen, und von Triumphen, die
Brandspuren hinterlassen. Die extremen
Pole werden sichtbar, zwischen denen
jede Vorstellung von Leben ausgespannt
sein muß. Vissza