Fülszöveg
Der hellhörige und aufmerksame Christ
weiß, daß der Prozeß tiefgreifender Um-
wandlung der Kirche auch unser Verhältnis
zu den Heiligen erfaßt hat. Er findet keinen
Zugang mehr zur traditionellen Heiligen-
verehrung, die durch die mittelalterliche
Kirche überreich entfaltet und in Abwehr
der Reformation zu einem unterscheiden-
den Merkmal katholischen Glaubens aus-
gebaut worden war. Fürbitte, Wunder-
macht und Reliquien der früher so ver-
ehrten »Nothelfer«, der Kirchen-, Standes-
und Namenspatrone haben für das Leben
des modernen Christen viel an Bedeutung
verloren.
Doch die Krise im Verhältnis zu den Heili-
gen hat auch eine vertiefte Fragestellung
ausgelöst. Die Heiligen, die einst vornehm-
lich als autorisierte Fürsprecher, als wunder-
mächtige Träger charismatischer Gaben und
als Vorbilder moralischer Vollkommenheit
gesucht wurden, interessieren nun vor
allem als »Zeugen« des Herrn (vgl. Apg
1, 8), die uns vergegenwärtigen, was sie in
der Lebens- und...
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Fülszöveg
Der hellhörige und aufmerksame Christ
weiß, daß der Prozeß tiefgreifender Um-
wandlung der Kirche auch unser Verhältnis
zu den Heiligen erfaßt hat. Er findet keinen
Zugang mehr zur traditionellen Heiligen-
verehrung, die durch die mittelalterliche
Kirche überreich entfaltet und in Abwehr
der Reformation zu einem unterscheiden-
den Merkmal katholischen Glaubens aus-
gebaut worden war. Fürbitte, Wunder-
macht und Reliquien der früher so ver-
ehrten »Nothelfer«, der Kirchen-, Standes-
und Namenspatrone haben für das Leben
des modernen Christen viel an Bedeutung
verloren.
Doch die Krise im Verhältnis zu den Heili-
gen hat auch eine vertiefte Fragestellung
ausgelöst. Die Heiligen, die einst vornehm-
lich als autorisierte Fürsprecher, als wunder-
mächtige Träger charismatischer Gaben und
als Vorbilder moralischer Vollkommenheit
gesucht wurden, interessieren nun vor
allem als »Zeugen« des Herrn (vgl. Apg
1, 8), die uns vergegenwärtigen, was sie in
der Lebens- und Schicksalsgemeinschaft mit
Christus erfahren durften. Gefangen und
gefordert in unserer »Welt«, wollen wir
wissen, wie Christus im Laufe der Ge-
schichte andere Menschen angerufen und in
sich umgestaltet hat. Wenn die Heiligen
alles aus Christus und nichts ohne ihn sind,
dann entfallen auch die Bedenken, die ihre
verselbständigte oder neben Christus be-
stehende »Mittlerschaft« und Fürbitte aus-
gelöst hat.
Damit ist die Zielsetzung des vorliegenden
Werkes kurz umrissen. Wie schon der Titel
andeutet, wurden grundsätzlich nur Heilige
aufgenommen, die über ihre Viten hinaus
durch andere Quellen geschichtlich bezeugt
und bekannt sind. Auf diese Weise ist eine
»Geschichte der Kirche in ihren Heiligen«
entstanden, die von den Aposteln bis zur
Gegenwart reicht und auch, über die
Epoche der »ungeteilten Christenheit « hin-
aus, Heilige der unierten und nichtunierten
orthodoxen Kirche umfaßt.
Die Anlage des Werkes ergab sich aus der
Themenstellung. In den Einleitungsartikeln
wird dargelegt, was Heiligkeit bedeutet, in
welchem Sinne man heute noch Heilige ver-
ehren kann und wie sich Verehrung und
Heiligsprechung im Laufe der Jahrhunderte
entwickelt haben. Die aus der liturgischen
Verehrung stammende Anordnung der
Heiligen nach ihren Festtagen wurde auf-
gegeben und durch die historische Reihen-
folge und Gruppierung ersetzt. Auch die
ständische Rangordnung des »Commune
Sanctorum« wurde nicht beibehalten. Ent-
scheidend für die Einteilung war die kir-
chengeschichtliche Bedeutung der einzelnen
Gestalten. Ein ausführliches Register er-
möglicht das rasche Auffinden der Namen
und Festtage der Heiligen.
Als Mitarbeiter konnten hervorragende
Fachleute aus ganz Europa gewonnen wer-
den, so daß eine sorgfältige und kritische
Quellenverarbeitung gewährleistet ist.
Häufig wurden Zitate aus den Schriften der
Heiligen verwendet. Bei der Auswahl der
Bildtafeln wurde auf möglichst authen-
tische Darstellungen Wert gelegt.
Dieses nach ganz neuen Gesichtspunkten
erarbeitete Standardwerk sollte in keiner
christlichen Familie und keiner Bibliothek
fehlen. Es bietet wertvolle Unterlagen für
Predigt und Unterricht und eignet sich vor-
züglich zur Tischlesung. — Ein Werk, das
dem modernen Menschen etwas vom Ge-
heimnis der Heiligkeit vermitteln kann.
Vissza