Die brennende Lampe

Fülszöveg

Maria Lichtenegger hat wirklich gelebt. Sie war ein junges steirisches Mádchen, das zeit seines kurzen Lebens - es starb bereits mit 17 Jahren - nie weit über seine Heimat hinauskam. Oberfláchlich betrachtet, unterschied sich sein Weg in nichts von dem eines durchschnittlichen, braven Landmádchens aus der Generation nach dem Ersten Weltkrieg. Wir wissen nichts von besonderen mystischen Gnaden oder auGergewöhnlichen Beweisen der Auserwáhlung und Berufung. Dennoch wurde Maria Lichtenegger schon bald nach ihrem frühen Tode von den Menschen ihrer engeren Heimat als Heilige und Wundertáterin verehrt, und diese Verehrung hat so weite Kreise erfaBt, daB vor kurzem die förmlichen Vorbereitungen zur Einleitung des Seligsprechungsprozesses beginnen konnten. Rudolf Ernst Neumann versucht in diesem seinem ersten gröBeren Prosawerk nicht, das Leben dieser unscheinbaren „Heiligen des kleinen Weges" mit erfundenen er-
baulichen Begebenheiten auszuschmücken. Er hált sich an die verbürgten... Tovább

Fülszöveg

Maria Lichtenegger hat wirklich gelebt. Sie war ein junges steirisches Mádchen, das zeit seines kurzen Lebens - es starb bereits mit 17 Jahren - nie weit über seine Heimat hinauskam. Oberfláchlich betrachtet, unterschied sich sein Weg in nichts von dem eines durchschnittlichen, braven Landmádchens aus der Generation nach dem Ersten Weltkrieg. Wir wissen nichts von besonderen mystischen Gnaden oder auGergewöhnlichen Beweisen der Auserwáhlung und Berufung. Dennoch wurde Maria Lichtenegger schon bald nach ihrem frühen Tode von den Menschen ihrer engeren Heimat als Heilige und Wundertáterin verehrt, und diese Verehrung hat so weite Kreise erfaBt, daB vor kurzem die förmlichen Vorbereitungen zur Einleitung des Seligsprechungsprozesses beginnen konnten. Rudolf Ernst Neumann versucht in diesem seinem ersten gröBeren Prosawerk nicht, das Leben dieser unscheinbaren „Heiligen des kleinen Weges" mit erfundenen er-
baulichen Begebenheiten auszuschmücken. Er hált sich an die verbürgten Tatsachen, an denen nichts „sensationell" ist, nichts - als dieses Leben seJbst und der geheimnisvolle Eindruck, den schon das Kind Maria Lichtenegger auf alle Menschen machte, die es náher kannten, oder vielleicht noch die Frage, die ein solches Leben der staunenden und beunruhigten Welt hinwirft. Darum hat Rudolf Ernst Neumann den Charakter dieses Lebens richtig erkannt, wenn er die Darstellung in eine Rahmenhandlung einfügt und in ihr sein Thema dahin erweitert, daí3 ein reiner Mensch durch seine bloí3e Existenz menschliche Scbicksale beeinfluBt, Verworrenes entwirrt, Ruhelose befriedet, weil in ihm „die brennende Lampe" in die an Hoffnung und Liebe arm gewordene Welt hinausleuchtet. Die beiden Tráger der eigentlichen romanhaften Rahmenhandlung, der Journalist, der über sie einen Bericht schreiben soll, und die im Schmutz einer versinkenden, weil liebelosen Welt verzweifelte Frau, erfahren jene Wirkung, die ein Leben des Glaubens noch in einer Welt der Propaganda und der Illusionslosigkeit selbst gegen den Willen dieser Welt auszuüben vermag. Vissza