Der Wendepunkt

Fülszöveg

Vorlesestunde. Der Vater Thomas Mann im großen Lehnstuhl neben der Stehlampe, die Kinder auf Schemeln, unter denen die Novitäten des S. Fischer Verlages hervorquellen - solche Gruppenbilder holt Klaus Mann aus seiner Erinnerung hervor und verhilft ihnen durch die Magie der Beschreibung zu neuem Leben. Aber nicht allein das gelungene Bemühen, eine vergangene Zeit festzuhalten, zeichnet die Memoiren Klaus Manns aus. Er porträtiert eine Vielzahl bekannter Zeitgenossen; mit unersättlicher Begier liest er in den Gesichtern der Menschen; auf seinen Reisen rund um die Welt ist er kulturgeschichtlichen und politischen Problemen unseres Jahrhunderts auf der Spur; er kommentiert die deutsche Jugendbewegung, deren Anhänger er kurze Zeit war, und beschreibt, wie die Wanderungen, mit Klampfe, Rucksack und alkoholfreien Getränken angetreten, häufig in den Reihen
Schiitziimschlagenlwurf: Heinz Hellmis
der nationalistisch-rassistischen Bewegung endeten. „Die Gefahr kam von innen", bemerkt Klaus... Tovább

Fülszöveg

Vorlesestunde. Der Vater Thomas Mann im großen Lehnstuhl neben der Stehlampe, die Kinder auf Schemeln, unter denen die Novitäten des S. Fischer Verlages hervorquellen - solche Gruppenbilder holt Klaus Mann aus seiner Erinnerung hervor und verhilft ihnen durch die Magie der Beschreibung zu neuem Leben. Aber nicht allein das gelungene Bemühen, eine vergangene Zeit festzuhalten, zeichnet die Memoiren Klaus Manns aus. Er porträtiert eine Vielzahl bekannter Zeitgenossen; mit unersättlicher Begier liest er in den Gesichtern der Menschen; auf seinen Reisen rund um die Welt ist er kulturgeschichtlichen und politischen Problemen unseres Jahrhunderts auf der Spur; er kommentiert die deutsche Jugendbewegung, deren Anhänger er kurze Zeit war, und beschreibt, wie die Wanderungen, mit Klampfe, Rucksack und alkoholfreien Getränken angetreten, häufig in den Reihen
Schiitziimschlagenlwurf: Heinz Hellmis
der nationalistisch-rassistischen Bewegung endeten. „Die Gefahr kam von innen", bemerkt Klaus Mann zum Zusammenbruch der Weimarer Republik. „In unserer Mitte wuchs die teuflische Saat, Selbstgerechtigkeit und Schwäche, Streitsucht und Dummheit in unseren Reihen wurden zum mächtigen Bundesgenossen des Feindes." Als Klaus Mann 1932 in der Münchner Carlton-Teestube Hitler gegenübersaß, dachte er noch: „Du wirst nicht siegen, Schicklgru-ber" - als Hitler aber doch siegte, wurde der Schriftsteller zum erbitterten Gegner des Faschismus. Während der harten, erkenntnisreichen Jahre des Exils setzte er sich an verschiedenen Schauplätzen, das große Beispiel seines Onkels Heinrich Mann vor Augen, für die Ziele des antifaschistischen Kampfes ein. Dieser Anschluß an eine bedeutsame Aufgabe markiert den „Wendepunkt" in seinem Leben. Vissza