Fülszöveg
Oswald Spenglers Werk Der Mensch und die Technik enthält eine Reihe von Prognosen,
die sich heute, gut achtzig Jahre nachdem das Buch geschrieben wurde, als bemerkenswert
treffsicher erweisen. Spengler sah voraus, dass die Industrialisierung zu massiven
Umweltproblemen führen muss und dass unzählige Tierarten ausgerottet würden. Er
prophezeite ferner dass Arbeitskraft aus der Dritten Welt zunehmend mit der
Arbeiterschaft in den industrialisierten Ländern konkurrieren würde, weil dieselbe Arbeit
für geringeren Lohn ausgeführt wird. Daher würde der Schwerpunkt industrieller
Produktion allmählich immer mehr nach Ostasien, Indien und Südamerika verlegt werden.
Die Technik hat, nach Spengler, dem Menschen nicht nur die Möglichkeit gegeben die
Kräfte der Natur zu zügeln, sondern sie hat den Menschen der Natur entfremdet. Moderne
Maschinentechnik dominiert unsere Kultur immer stärker - auf Kosten des Natürlichen
und Organischen. Der Mensch, der sich mit Hilfe der Technik zum...
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Fülszöveg
Oswald Spenglers Werk Der Mensch und die Technik enthält eine Reihe von Prognosen,
die sich heute, gut achtzig Jahre nachdem das Buch geschrieben wurde, als bemerkenswert
treffsicher erweisen. Spengler sah voraus, dass die Industrialisierung zu massiven
Umweltproblemen führen muss und dass unzählige Tierarten ausgerottet würden. Er
prophezeite ferner dass Arbeitskraft aus der Dritten Welt zunehmend mit der
Arbeiterschaft in den industrialisierten Ländern konkurrieren würde, weil dieselbe Arbeit
für geringeren Lohn ausgeführt wird. Daher würde der Schwerpunkt industrieller
Produktion allmählich immer mehr nach Ostasien, Indien und Südamerika verlegt werden.
Die Technik hat, nach Spengler, dem Menschen nicht nur die Möglichkeit gegeben die
Kräfte der Natur zu zügeln, sondern sie hat den Menschen der Natur entfremdet. Moderne
Maschinentechnik dominiert unsere Kultur immer stärker - auf Kosten des Natürlichen
und Organischen. Der Mensch, der sich mit Hilfe der Technik zum Herren über die Natur
gemacht hat, ist im Begriff seinerseits von der Technik versklavt zu werden. »Der gestürzte
Sieger wird von dem rasenden Gespann zu Tode geschleift«, schreibt Spengler.
Er prognostizierte auch dass die Menschen im Westen früher oder später ihres immer mehr
gekünstelten Lebensstils müde werden würden. Allmählich würden sie sich gegen die
Zivilisation wenden, die sie geschaffen haben, und sie verabscheuen. Einen Weg aus
diesem Dilemma gebe es allerdings nicht, da die technische Entwicklung sich nicht
aufhalten ließe. Die hochtechnologische abendländische Kultur sei daher dazu verurteilt,
von innen verzehrt zu werden und unterzugehen. Es werde eine Zeit kommen, schreibt
Spengler, da unsere Riesenstädte mit ihren Wolkenkratzern ebenso zertrümmert und
vergessen sein werden »wie die Paläste des alten Memphis und Babylon«. Bleibt
abzuwarten ob diese Prophezeiung, seine schicksalsträchtigste, eintreffen wird.
Die vorliegende Neuausgabe ist ein Faksimile der Originalauflage.
Oswald Spengler (1880-1936),
deutscher Historiker und Philo-
soph, war einer der einfluss-
reichsten Denker des frühen
zwanzigsten Jahrhunderts. Er
promovierte 1904 an der Uni-
versität Halle mit einer Disser
tation die Philosophie Heraklits, verließ aber die
akademische Laufbahn und wurde Gymnasial-
lehrer in Hamburg. Nachdem er 1911 ein kleine-
res Erbe von seiner Mutter erhielt, hörte er auf zu
unterrichten, zog nach München und begann
eine Tätigkeit als freier Publizist. Der Durch-
bruch kam 1918, als der erste Band seines Haup
werks Der Untergang des Abendlandes im ehr-
würdigen österreichischen Verlag Wilhelm
Braumüller erschien.
Im Untergang des Abendlandes vertritt Spengler
die Hypothese, wonach Zivilisationen sich nicht
linear, sondern zyklisch entwickeln: sie werden
geboren, blühen auf und sterben auf eine Weise,
die an lebendige Wesen erinnert. Spengler
meint, die westliche Zivilisation befinde sich in
ihrer letzten, sinkenden Phase auf dem Weg des
Erlöschens. Das Buch wurde ein Verkaufserfolg
und weckte eine lebhafte Debatte unter Akade-
mikern und Kulturpersönlichkeiten in der
ganzen Welt.
Der Erfolg mit dem Untergang des Abendlandes
machte Spengler berühmt. Er wurde zu einer der
tonangebenden Köpfe der so genannten »konser-
vativen Revolution«, einer Ideenströmung im
Deutschland der Zwischenkriegszeit. Nach ver-
lorenem Weltkrieg und zerfallenem Kaiserreich
wollte sie das Land auf nationalistischem und
konservativem Grund wieder aufbauen. Als die
Nationalsozialisten an die Macht gekommen
waren, wurde Spengler immer mehr marginali-
siert. Sein letztes Buch Jahre der Entscheidung,
das 1933 erschien, wurde von der Zensur verbo-
ten, weil Spengler hier in mehreren Punkten die
nationalsozialistische Ideologie kritisierte. Drei
Jahre später erlitt Spengler einen Herzanfall und
starb in seiner Wohnung in München.
Vissza