Fülszöveg
Max Reinhardt als der »grofie Zauberer« des Theaters »bewundert viel und viel gescholten«, ist zeit seines Lebens ein grofier Liebhaber gewesen. Der Bühne und den auf ihr Agierenden galt seine ganze Liebe, wie er selbst es auf einem der Höhepunkte seines Lebens gesagt hat, in einer Rede bei der von den Schauspielern veranstalteten Feier seines 25jáhrigen Jubiláums als Direktor des Deutschen Theaters in Berlin 1930: »... Sie wissen ja, wie wenig Liebhaber es heute am Theatergibt. Jedenfalls bin ich selbst einer¦ und wenn ich nun mein Reden wieder für lángere Zeit abschliejie, so erlauben Sie mir, es mit einer Liebeserklárung zu tun: Ich liebe Sie von Herzen, ich liebe Sie mit ganz altmodischer Sentimentalitát und zugleich mit aller neuen Sachlichkeit in Gottes Namen. Aus meinem Liebesverhaltnis zu Ihnen ist alles entstanden, was ich bin und tue...« Es ist viel über Max Reinhardt und über sein Werk geschrieben worden, mit dem er Millionen Menschen »das Erlebnis der Kunst als...
Tovább
Fülszöveg
Max Reinhardt als der »grofie Zauberer« des Theaters »bewundert viel und viel gescholten«, ist zeit seines Lebens ein grofier Liebhaber gewesen. Der Bühne und den auf ihr Agierenden galt seine ganze Liebe, wie er selbst es auf einem der Höhepunkte seines Lebens gesagt hat, in einer Rede bei der von den Schauspielern veranstalteten Feier seines 25jáhrigen Jubiláums als Direktor des Deutschen Theaters in Berlin 1930: »... Sie wissen ja, wie wenig Liebhaber es heute am Theatergibt. Jedenfalls bin ich selbst einer¦ und wenn ich nun mein Reden wieder für lángere Zeit abschliejie, so erlauben Sie mir, es mit einer Liebeserklárung zu tun: Ich liebe Sie von Herzen, ich liebe Sie mit ganz altmodischer Sentimentalitát und zugleich mit aller neuen Sachlichkeit in Gottes Namen. Aus meinem Liebesverhaltnis zu Ihnen ist alles entstanden, was ich bin und tue...« Es ist viel über Max Reinhardt und über sein Werk geschrieben worden, mit dem er Millionen Menschen »das Erlebnis der Kunst als Zauberreich, Farbenspiel, kluge Faszination, Regie, Klang und Traum« geschenkt hat. Noch nie aber ist ein Bildnis Max Reinhardts so aus náchster Náhe und engster Bindung entworfen worden wie in diesem Buch - von seinem Sohn Gottfried. Voller Liebe zum Vater hat der Sohn sein Buch geschrieben, und so konnte es nicht anders sein als subjektiv. Aber gerade diese Subjektivitát macht den grófién Reiz des Berichtes aus: Das Tagebuch des Sohnes über die letzten fünf Wochen im Leben Max Reinhardts ist hier zum Rahmen geworden für die Schilderung eines Geschehens, wie man sich beides, Geschehenes und Geschildertes, lebhafter und bewegter gar nicht wünschen kann. Und man erfáhrt daoei vieles bisher unbekannt Gebliebenes.
»Mein Vater« - so schreibt Gottfried Reinhardt selbst über das, was ihm als Ziel bei der Arbeit an diesem Buch vorschwebte - »war Theatermann«. Das heifit, sein Werk ist nicht mehr greifbar. Der Vorhang ist darüber gefallen. Wer es seziert und wertet, tut es auf Grund von Informationen aus zweiter Hand und mehr oder weniger eigenwilliger Spekulationen. Denn wo lebt es fort? Im Gedáchtnis einer rapidé aussterbenden Generation, in Theaterkritiken, die, wie Augenzeugenberichte oft, unzuverlássig sind. Werbung und Festschriften eignen sich als historische Quelle nicht besser. Regiebücher sind Bücher, keine Regien. Bühnenbilder sind Bilder, keine Bühnen. Über Max Reinhardts Privatleben ist kaum etwas bekannt. Zu Papier gebracht hat er wenig. Die Berühmtheit des Namens blendet. Und was ist ein Name? Er selbst nannte sein erstes Unternehmen »Schall und Rauch«. Nun gut - wo Rauch ist, ist auch Feuer, und wo Schall, auch eine Stimme. Doch wer vermag diese heute noch zu sehen und zu hören? Meine Quellen sind intimer Kontakt und Mitarbeit, bisher unveröffentlichte Briefe und Tagebücher, Erzáhlungen enger Verwandter, Freunde, Feinde und Mitarbeiter. Max Reinhardts Ansprachen und das stattliche Arsenal der Zeilen, die über und gegen ihn geschrieben wurden. Mein Ziel war kein wissenschaftliches Werk, mir hat auch keine Biographie vorgeschwebt. Aber ich habe das Feuer gesehen und die Stimme gehört. Und was ich gesehen und gehört habe, halté ich für wert, dafi es weitergegeben wird. Mein Versuch erhebt keinen Anspruch auf Endgültigkeit. Er soll ausführlich meine Eindrücke von Max Reinhardt vermitteln, wie er leibte und lebte. Kurz, ich habe mich bemüht, mittels einer extremen Grofiaufnahme etwas zur totálén Sicht einer Welt beizusteuern, die die Bretter bedeutete, und eines Beherrschers dieser Bretter, die in seinem Fali tatsáchlich eine Welt bedeuteten.«
Vissza