Fülszöveg
Seit den frühen Tagen ider Kalotypie hat das eigenartige Stativ mit seiner rpysteriösen Kammer und der
IVIessingschnauze den Einüeborenen dieses Landes beigebracht, daß ihre Eroberer auch noch anderes als die fürchterlichen Artillerie-Kanonen erfunden haben. Zwar waren diese Apparate in ihrem Äußeren ebenso verdächtig,
aber sie erfüllten ihren Zweck'mit weniger Lärm und Rauch.
!
Samuel Bourne
«Edle Wilde» oder «rückständige Primitive»? Eine retrospektive Weltreise zu fremden Kulturen, festgehalten in historischen Fotografien: Der Katalog zur Ausstellung des Münchner Stadtmuseums und des Berliner Hauses der Kulturen der Welt über die Geschichte der ethnographischen Fotografie. «Wir wollen nicht glauben, sondern schauen» - von diesem emphatischen Bekenntnis zur Wahrheit fotografischer Bilddokumente begleitet, begann im 19. Jahrhundert der Siegeszug des damals neuartigen Aufzeichnungsverfahrens. Reisenden, Wissenschaftlern und Berufsfotografen diente es dazu, ein Bild der Fremde...
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Fülszöveg
Seit den frühen Tagen ider Kalotypie hat das eigenartige Stativ mit seiner rpysteriösen Kammer und der
IVIessingschnauze den Einüeborenen dieses Landes beigebracht, daß ihre Eroberer auch noch anderes als die fürchterlichen Artillerie-Kanonen erfunden haben. Zwar waren diese Apparate in ihrem Äußeren ebenso verdächtig,
aber sie erfüllten ihren Zweck'mit weniger Lärm und Rauch.
!
Samuel Bourne
«Edle Wilde» oder «rückständige Primitive»? Eine retrospektive Weltreise zu fremden Kulturen, festgehalten in historischen Fotografien: Der Katalog zur Ausstellung des Münchner Stadtmuseums und des Berliner Hauses der Kulturen der Welt über die Geschichte der ethnographischen Fotografie. «Wir wollen nicht glauben, sondern schauen» - von diesem emphatischen Bekenntnis zur Wahrheit fotografischer Bilddokumente begleitet, begann im 19. Jahrhundert der Siegeszug des damals neuartigen Aufzeichnungsverfahrens. Reisenden, Wissenschaftlern und Berufsfotografen diente es dazu, ein Bild der Fremde zu fixieren.
Rund 600 Fotografien, die bei der Begegnung mit fremden Kulturen entstanden, werden vorgestellt und in Aufsätzen kommentiert und interpretiert. Sie gehören zu den authentischen Zeugnissen ehemals lebendiger Kulturen, die den Schock der Zivihsierung nicht oder nicht unbeschadet überlebt haben. Zugleich werden in diesen Bildern die Haltungen der Fotografen gegenüber ihren exotischen «Objekten» sichtbar, deren Darstellung zwischen dem Klischee vom «Edlen Wilden» und dem Motiv des «rückständigen Primitiven» changieren. Die typische Reaktion derer, die abgelichtet wurden, sind Abwehrgesten, mit denen sie im Moment der Aufnahme ihre Seele zu schützen suchten. Die Abwehrgesten resultieren aus einem dem naturreligiösen Denken verpflichteten Wissen um die Existenz der «Hauchseele», «Körperseele» oder «Schattenseele» des Individuums und aus der Angst vor deren Verlust durch eine bildliche Fixierung: Der geraubte Schatten - zentrales Motiv eines umfassenden, reich bebilderten Standardwerkes.
Vorderseite (von links nach rechts): Fritz Sarasin, Toäla-Männer in Leangsuru, Südwestcelebes 1902/3. Max Weiss, Wahima-Frauen, nördliches Deutsch-Ostafrika, heutiges Tansania, 1902 bis 1905. Anonym, Studioaufnahme eines Indianers, Paraguay um 1885.
Rückseite und Buchrücken (von links nach rechts): Anonym, Giljake, Mündungsgebiet des Amur, UdSSR, um 1900. Alexander Gardner, «Big Mouth», Arapaho-Indianer, Colorado, USA, 1874. Milton M. Miller, Ehefrau eines chinesischen Mandarins, Hongkong 1860 bis 1864. Wilhelm Burger, Japanisches Mädchen, o. O., Japan, 1869/70.
Vissza