Fülszöveg
Denken wir an deutsche humoristische Zeichner hohen Ranges, dann fällt uns, neben dem Niedersachsen Wilhelm Busch, zuallererst der Berliner Heinrich Zille ein: der unsterbliche Chronist seines » Millj öhs «. Die schönsten seiner Arbeiten, in denen sich ein Humor niedergeschlagen hat, der - wie Max Liebermann es nannte - so selten ist wie ein weißer Rabe, sind wiedergegeben in dem vorliegenden Buch.
Heinrich Zille stammte aus dem Sächsischen, aber er ist aufgewachsen in der tristen Welt des Berliner Ostens: den engen Gassen dort, lichtlosen Hinterhöfen und dem Schlimmsten: den feuchten Wohnkellern. Von früh auf hat er es erlebt, wie armselig eine Kindheit sein kann, hat er die Mühsal der Väter und Mütter in solcher Umgebung beobachtet und all das später, in grandioser Ausschließlichkeit, immer wieder gestaltet: die gleichen Erlebnisse anderer Kinder und Jugendlicher (ein Mittelpunkt seines Werks!), anderer bis zur physischen Erschöpfung sich mühender Mütter gleich seiner Mutter,...
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Fülszöveg
Denken wir an deutsche humoristische Zeichner hohen Ranges, dann fällt uns, neben dem Niedersachsen Wilhelm Busch, zuallererst der Berliner Heinrich Zille ein: der unsterbliche Chronist seines » Millj öhs «. Die schönsten seiner Arbeiten, in denen sich ein Humor niedergeschlagen hat, der - wie Max Liebermann es nannte - so selten ist wie ein weißer Rabe, sind wiedergegeben in dem vorliegenden Buch.
Heinrich Zille stammte aus dem Sächsischen, aber er ist aufgewachsen in der tristen Welt des Berliner Ostens: den engen Gassen dort, lichtlosen Hinterhöfen und dem Schlimmsten: den feuchten Wohnkellern. Von früh auf hat er es erlebt, wie armselig eine Kindheit sein kann, hat er die Mühsal der Väter und Mütter in solcher Umgebung beobachtet und all das später, in grandioser Ausschließlichkeit, immer wieder gestaltet: die gleichen Erlebnisse anderer Kinder und Jugendlicher (ein Mittelpunkt seines Werks!), anderer bis zur physischen Erschöpfung sich mühender Mütter gleich seiner Mutter, anderer für den täglichen Existenzkampf zu sehr
benachteiligter oder auch ungeschickter Väter gleich seinem Vater. Aber alles Leid, das er je um sich sah, hat ihn doch nicht bitter und ungerecht werden lassen: schon früh scheint er erkannt zu haben, daß auch ein äußerlich trostloses Leben nicht Stunde um Stunde nur immer trostlos ist, daß es sich, wie jedes andere, zusammensetzt aus Höhen und Tiefen und allen Stufen dazwischen. Vor allem aber: Er gewann die Ansicht, daß man mit einem Humor, der von der Art ist, daß man »trotzdem lacht«, die Armseligkeit jeden Alltags überwindet. So hat Heinrich Zille uns in unzähligen Bildern, gezeichneten wie geschriebenen, gleichsam ein Volkslied hinterlassen: voller Vitalität und Güte, humorvoll und traurig zugleich. Und mag er auch Geschichten gestaltet haben, die er in einem begrenzten Teil Berlins erlebte: da sie von der Art jener sind, die sich überall und ewig wiederholen, versteht ihn der Kölner oder Frankfurter oder Stuttgarter so gut wie der Berliner; seine erfolgreiche Mitarbeit am Münchener »Simplizissimus« war ein früher Beweis dafür.
mi
Vissza