Fülszöveg
»Dieser junge Mann gehört zu den Schriftstellern, die besonders der jungen Generation sehr viel zu sagen habén. Er gibt Antwort auf die Fragen, die sie bewegt«, bekannte Fran^is Mauriac, als die Königliche Schwedische Akademie, Stockholm, 1957 einigermafien überraschend Albert Camus mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet hatte. Gegen schrille Mifíklange aus den Reihen der Neider verteidigte er mit diesen Worten einen Mann, dessen unbequemes, aufsássiges und kompromifíloses Denken den Versuch unternahm, das Klima der Absurditat menschlicher Existenz zu bestimmen und das Absurde nicht wie bisher als Ergebnis des Nachdenkens, sondern als Ausgangspunkt zu betrachten. Statt bei der Überzeugung stehenzubleiben, dafí die Welt eine sinnleere Einrichtung ist, sah Camus sich herausgefordert, schonungslose Konsequenz aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Rigoros verurteilte er alle Bemühungen, dieser Entscheidung durch Vertröstung auf ein besseres Jenseits, durch Flucht zu den Ideologien...
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Fülszöveg
»Dieser junge Mann gehört zu den Schriftstellern, die besonders der jungen Generation sehr viel zu sagen habén. Er gibt Antwort auf die Fragen, die sie bewegt«, bekannte Fran^is Mauriac, als die Königliche Schwedische Akademie, Stockholm, 1957 einigermafien überraschend Albert Camus mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet hatte. Gegen schrille Mifíklange aus den Reihen der Neider verteidigte er mit diesen Worten einen Mann, dessen unbequemes, aufsássiges und kompromifíloses Denken den Versuch unternahm, das Klima der Absurditat menschlicher Existenz zu bestimmen und das Absurde nicht wie bisher als Ergebnis des Nachdenkens, sondern als Ausgangspunkt zu betrachten. Statt bei der Überzeugung stehenzubleiben, dafí die Welt eine sinnleere Einrichtung ist, sah Camus sich herausgefordert, schonungslose Konsequenz aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Rigoros verurteilte er alle Bemühungen, dieser Entscheidung durch Vertröstung auf ein besseres Jenseits, durch Flucht zu den Ideologien oder durch perfekt angelegte Verdrángungsmanöver aus dem Weg zu gehen, als des Menschen unwürdig. Denn es geht nicht darum, dem Schicksal auszuweichen, sondern es als den einzigen eigenen Besitz zu begreifen und durch Annahme und Bejahung zu bewáltigen. Das Dennoch in Er-
kenntnis der Absurditát enthált alles, was Freiheit, Stolz und Würde des Menschen ausmacht. Meursault, Held der Erzáhlung »Der Fremde«, besitzt diese Erkenntnis noch nicht. Er demonstriert einstweilen nur den tűmben, ausgesetzten Menschen als ohnmáchtiges Objekt des Absurden. Erst in der Essaysammlung »Der Mythos von Sisyphos« wird durch Ausdeutung einer scheinbar unwichtigen Sagengestalt ein treffendes Bild für den kühnen Gedanken gefunden. Sisyphos, von den Göttern verurteilt, unablassig einen Felsblock den Berg hinaufzuwálzen, von dessen Gipfel der Stein immer wieder hinabrollt, weifi um die Vergeblichkeit seines Tuns. Er akzeptiert dieses Los, weil es kein Schicksal gibt, das nicht - und sei es durch Verachtung - überwunden werden kann. Auch Dr. Rieux im Román »Die Pest« ist ein Inbild des absurden Menschen. Gleich Sisyphos revoltiert er gegen die Wirklichkeit, indem er in auswegloser und gefáhrlicher Situation seine Pflicht, zu helfen und zu heilen, bis zur Selbstaufopferung erfiillt. »Der Kampf gegen den Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen«, sagt Camus. »Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.« KARL RAUCH VERLAG
Vissza