Das Dorf in Österreich

Fülszöveg

Dörfer und Wálder sterhcn, Stádte und Industrieballungszentren wachsen ins Gigantische. Ist die Zeit der Dörfer endgiiltig vorbei? Oder kann das Dorf als »ursprüngliche Lebensform« wieder erneuert werden? Der Verfasser geht den historischen Ursachen des Dörfersterbens nach, skizziert Entstehen und Entwicklung der altén Bauerndörfer und ihre Bedeutung für die österreichische Kulturlandschaft. Streiflichtartig wird das mittelalterliche Dorfleben beleuchtet, werden Stagnation und Entrechtung der Dörfer in der Zeit der feudaíen Grundherrschaften, der vergebliche Kampf der Bauern um ihre angestammten Privilegien und Freiheiten geschildert, wird schliefilich die Verstádterung und allgemeine Industrialisierung der Dorflandschaften im 19. und 20. Jahrhundert beispielhaft aufgezeigt. Das allmahliche Erlöschen der über tausendjahrigen Dorfkultur erscheint als unumkehrbarer, sich über Generationen hinweg vollziehender Prozefi, der bereits im vorigen Jahrhundert gröfitenteils abgeschlossen war. Erzherzog Johann, Franz Stelzhamer und Peter Rosegger, der Dichter des sterbenden Dorfes, bezeugen den Vorgang. Die heutigen Dörfer erscheinen als Übergangsstadien zu künftigen, noch nicht erkennbaren Arten und Formen des Dorfes. So löblich jedes Bemühen um die Erhaltung der altén Dorfgestalt und historischer Bauformen, um Brauchtum und Tracht auch sein mag, zentrales Anliegen der Gegenwart ist die Bewahrung des noch halbwegs unversehrten, von Industrie, Fremdenverkehr und der stádtischen Freizeitgesellschaft tödlich bedrohten lándlichen Raumes. Im Kampf um die Erhaltung dieses rasch schrumpfenden noch báuerlichen Landes, der Lebens- und Existenzgrundlage des Volkes und Staates, wird das Dorf der Zukunft die entseheidende Rolle spielen: ein wieder privilegiertes, von zentralistischer Bevormundung befreites Dorf, ein nicht alléin durch restaurative Mafónahmen und »Imagepflege« erneuertes Dorf der Familien, Nachbarschaften und Genossenschaften. Vissza