Fülszöveg
»ENTWEDER ICH BIN VON SINNEN,ODERDIE STADT IST AUF EIN VERBRECHEN GEGRÜNDET. ICH HABE DEN BEWEIS GEFUNDEN, MIT DIESEN HÄNDEN HABE ICH IHN BETASTET«
Medea, eine der imposantesten Figuren der vorgriechischen Mythologie, von Euripides als Kindsmörderin in die Literatur eingeführt ' und später immer wieder neu- und umgedeutet, erscheint in Christa Wolfs Roman in wiederum anderer Gestalt. Sie, die dem Mord an der Tochter des korinthischen Königs Kreon
auf die Spur kommt, wird - als Heilerin und Fremde ohnehin verdächtig - aus Korinth
verbannt. Ihr tragisches Schicksal - von ihr selbst und fünf anderen Stimmen in fulminanten Monologen erzählt - läßt vermuten, daß sich die Verhaltensweisen der Gesellschaften nur wenig geändert haben, seit Geschichte überliefert und geschrieben wird.
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Sie ist eine der faszinierendsten und zugleich widersprüchlichsten mythischen Gestalten, von Euripides wurde sie als Kindsmörderin in die Literatur eingeführt, spätere Jahrhunderte...
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Fülszöveg
»ENTWEDER ICH BIN VON SINNEN,ODERDIE STADT IST AUF EIN VERBRECHEN GEGRÜNDET. ICH HABE DEN BEWEIS GEFUNDEN, MIT DIESEN HÄNDEN HABE ICH IHN BETASTET«
Medea, eine der imposantesten Figuren der vorgriechischen Mythologie, von Euripides als Kindsmörderin in die Literatur eingeführt ' und später immer wieder neu- und umgedeutet, erscheint in Christa Wolfs Roman in wiederum anderer Gestalt. Sie, die dem Mord an der Tochter des korinthischen Königs Kreon
auf die Spur kommt, wird - als Heilerin und Fremde ohnehin verdächtig - aus Korinth
verbannt. Ihr tragisches Schicksal - von ihr selbst und fünf anderen Stimmen in fulminanten Monologen erzählt - läßt vermuten, daß sich die Verhaltensweisen der Gesellschaften nur wenig geändert haben, seit Geschichte überliefert und geschrieben wird.
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Sie ist eine der faszinierendsten und zugleich widersprüchlichsten mythischen Gestalten, von Euripides wurde sie als Kindsmörderin in die Literatur eingeführt, spätere Jahrhunderte haben sie immer wieder um- und anders gedeutet: Medea. Heilerin, Priesterin, Liebende, Eifersüchtige, Verräterin, Intrigantin -Christa Wolf erzählt die Geschichte jenseits solcher Urteile und Verurteilungen neu, entwirft das Porträt einer eigenwilligen, einer ungewöhnlichen Frau »zwischen den Zeiten«. Ihre Medea ist, wie in allen Uberlieferungen, die Tochter des Königs von Kolchis am Schwarzen Meer, dem östlichen Rand der damals bekannten Welt. Sie kann in ihrer Heimat nicht bleiben und flieht mit Jason, dem Argonauten, und einer kleinen Schar von Kolchern in das reiche Korinth, in dem andere Sitten herrschen, andere Werte gelten als im archaischen Kolchis. Der Roman verfolgt ihre Geschichte von da an, als sie in Korinth auf die Spur eines Verbrechens kommt, dem König Kreon die Aufrechterhaltung seiner Herrschaft verdankt: die junge Königstochter und mögliche Thronfolgerin Iphinoe wurde ermordet. Sechs Stimmen - Medea, Jason sowie einige ihrer Gegner und
Freunde - berichten in Monologen, die sich wechselseitig ergänzen und weitertreiben, wie das Verbrechen aufgedeckt wurde und Medea zum Sündenbock gemacht wird. Medea ist in der eindrücklichen Schilderung Christa Wolfs eine Frau zwischen zwei Welten, die m' -fremd hier wie dort - zu beh. . ten versucht. Ihr Verhalten, so sten! zu vermuten, gilt als Provok^ion der Macht und der Mächtigen, seit Geschichte überliefert und geschrieben wird.
Christa Wolf, geb. 1929, lebt in Berlin. Ihr umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk wurde in alle Weltsprachen übersetzt und mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Büchner-Preis 1980 und dem Wiener Staatspreis für europäische Literatur 1985. Eine Auswahl:
Der ^teilte Himmel (Roman, 1963)
Nachdenken über Christa T(Roman, 1968)
Kindheitsmuster (Roman, 1977)
Kein Ort. Nirgends (Erzählung, 1979)
Kassandra (Erzählung, 1983)
Störjall (Erzählung, 1987)
Sommerstück (1989)
Was bleibt (Erzählung, 1990)
Auf dem We^ nach Tabou (Aufsätze, 1995)
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Vissza