Fülszöveg
Die ersten Spuren der Besiedlung des Chiem-
gaus reichen bis in die Zeit der Kelten zurück.
Noch heute zeugen Hochäcker und Hügel-
gräber von ihnen, und das ebenso im Norden
des Gebietes wie vor allem am Ufer des
vielbesungenen Chiemsees. Vor rund zwei-
tausend Jahren folgten auf die Kelten die
Römer; sie legten Dörfer und Städte an und
bauten Straßen, von denen jene von Juva-
vum (Salzburg) nach Augusta Vindelicorum
(Augsburg) am bedeutendsten war. Funde
aus der Römerzeit machte man im ganzen
Chiemgau; die Heimatmuseen wissen sie treu
zu bewahren. Das Land gehörte noch im
fünften Jahrhundert n. Chr. zum römischen
Weltreich. Der germanische Volksstamm der
Markomannen, vom Lande der keltischen
Bojer aufbrechend und daher Bajuwaren
genannt, löste die Römer zu Beginn des
sechsten Jahrhunderts ab. Um die gleiche
Zeit hielt das Christentum seinen Einzug,
wobei vor allem schottisch-irische Mönche
die neue Lehre verkündeten. Salzburg, das
weitgehend das Geschick...
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Fülszöveg
Die ersten Spuren der Besiedlung des Chiem-
gaus reichen bis in die Zeit der Kelten zurück.
Noch heute zeugen Hochäcker und Hügel-
gräber von ihnen, und das ebenso im Norden
des Gebietes wie vor allem am Ufer des
vielbesungenen Chiemsees. Vor rund zwei-
tausend Jahren folgten auf die Kelten die
Römer; sie legten Dörfer und Städte an und
bauten Straßen, von denen jene von Juva-
vum (Salzburg) nach Augusta Vindelicorum
(Augsburg) am bedeutendsten war. Funde
aus der Römerzeit machte man im ganzen
Chiemgau; die Heimatmuseen wissen sie treu
zu bewahren. Das Land gehörte noch im
fünften Jahrhundert n. Chr. zum römischen
Weltreich. Der germanische Volksstamm der
Markomannen, vom Lande der keltischen
Bojer aufbrechend und daher Bajuwaren
genannt, löste die Römer zu Beginn des
sechsten Jahrhunderts ab. Um die gleiche
Zeit hielt das Christentum seinen Einzug,
wobei vor allem schottisch-irische Mönche
die neue Lehre verkündeten. Salzburg, das
weitgehend das Geschick des Chiemgaus mit-
bestimmte, dessen religiöse und kulturelle
Entwicklung jahrhundertelang beeinflußte,
wurde durch seine Bischöfe auch sein Ver-
waltungszentrum. Die Missionstätigkeit des
heiligen Rupert ist aus der Geschichte des
Chiemgaus nicht wegzudenken. Der Hof-
besitzer Chiemo gab um die Zeit, da die
Karolinger in Bayern regierten, dem Lande
zwischen Inn und Salzadi seinen Namen.
Entscheidenden Einfluß auf die weitere Ent-
wicklung nahmen die Chiemgau-Gaugrafen,
insbesondere die Aribonen zu Seeon, die anno
915 die Pfalzgrafenwürde erhielten. Wichtige
Edelgeschlechter waren die Tenglinger zu
Tengling, die Trauner zu Traunstein, die
Sieghart zu Baumburg und Burghausen. Ein
in sich geschlossenes historisches Ganzes war
der Chiemgau nie; er vereinigte mehrere
geistliche und weltliche Territorien, die vom
Ende des 13. Jahrhunderts an im Osten dem
Erzbischof von Salzburg, im Westen den
bayerischen Herzögen Untertan waren. Mitten
im Gau gab es rund sedishundert Jahre lang
ein Bistum Chiemsee, das freilich von Salz-
burg abhängig war und bei der Säkularisa-
tion mit der Profanierung der Sakralbauten
auf der Herrcninsel erlosch. Von den einst
vielen Burgen und Schlössern sind z. T. nur
kaum erkennbare Reste geblieben; bewohnt
werden noch zwei: Amerang nahe Wasser-
burg und Wildenwart bei Prien. Die Ge-
schicke des Chiemgaus waren eng verbunden
mit denen der bayerischen Herzöge bzw. spä-
ter mit jenen der bayerischen Könige. Die
Säkularisation führte auch in diesem Gebiet
zu sinnlosen Zerstörungen. In der Gegenwart
gilt der Chiemgau mit seinen vielen, z. T.
berühmten Sehenswürdigkeiten zu Recht
als eine Perle der deutschen Landschaften.
PANNONIA-VERLAG, FREILASSING IN BAYERN
Vissza