Fülszöveg
»Künstler sind wie kostbar schön ge-schliffene Gláser. Sie sind entweder leer oder voll« schrieb der Schlesier Gerhart Hauptmann auf ein Blatt zur Erinnerung an eine Geburtstags-feier des Ostpreufien Lovis Corinth in München. Dieses Wort traf auf sie alle zu, die in diesem Künstlerkreis versammelt waren und ihre Gedan-kensplitter in das Erinnerungsblatt eintrugen, auf den phantasievollen Arno Holz aus Ostpreufien wie auf den Danziger Max Halbe, dessen Pubertatsdrama »Jugend« damals soeben erschienen war. Záhigkeit und Eigensinn sagt man den Menschen nach, die das Land zwischen Oder und Narva hervor-brachte, dessen Weite und dessen Tráume die grofie dichterische Seele der Lenz und Zitelmann, der Cam-penhausen und Giesebrecht auf-nahm. Pastoren und Lehrer, Scharf-richter und Bauern waren die Ahnen, Dichter und Mediziner, Historiker und .Maler die Enkel. In diesem dritten Band seiner Doku-mentation über die geschichtlich und gesellschaftlich bedeutenden Menschen des deutschen...
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Fülszöveg
»Künstler sind wie kostbar schön ge-schliffene Gláser. Sie sind entweder leer oder voll« schrieb der Schlesier Gerhart Hauptmann auf ein Blatt zur Erinnerung an eine Geburtstags-feier des Ostpreufien Lovis Corinth in München. Dieses Wort traf auf sie alle zu, die in diesem Künstlerkreis versammelt waren und ihre Gedan-kensplitter in das Erinnerungsblatt eintrugen, auf den phantasievollen Arno Holz aus Ostpreufien wie auf den Danziger Max Halbe, dessen Pubertatsdrama »Jugend« damals soeben erschienen war. Záhigkeit und Eigensinn sagt man den Menschen nach, die das Land zwischen Oder und Narva hervor-brachte, dessen Weite und dessen Tráume die grofie dichterische Seele der Lenz und Zitelmann, der Cam-penhausen und Giesebrecht auf-nahm. Pastoren und Lehrer, Scharf-richter und Bauern waren die Ahnen, Dichter und Mediziner, Historiker und .Maler die Enkel. In diesem dritten Band seiner Doku-mentation über die geschichtlich und gesellschaftlich bedeutenden Menschen des deutschen Ostens folgt Bogislav von Archenholz den Schick-salen der Campenhausen und Lenz, der Gadebusch und Hehn bis hinauf ins Baltikum, nach Livland, Estland und Kurland. Von dort in die Masu-ren, zu den schlesischen Wasser-burgen der Kalckreuth, nach Pom-mern und Mecklenburg zurück-kehrend, gelten »Erinnerung« und »Abschied« den grófién Zeichnern und Graveuren, Malern und Bild-hauern, den Mánnern der Wissen-schaft und Politik.
Eine lange Generationenfolge der Schlabrenndorf aus Stettin war durch ihr Engagement für die Wahrheit schon unter Napoleon, spater unter
Hitler ebenso historisch geworden wie die künstlerisch hochbegabte Arztfrau Káthe Kollwitz aus Königs-berg, der Pathologe Rudolf Virchow aus Pommern oder der Oppelner Eduárd Schnitzer, der als Emin Pascha nach einem abenteuerlichen Leben die deutsche Flagge im ost-afrikanischen Sklavenhandlerzen-trum Tabora/Tanganjika hifite. Östliche Schwermut - aus dem Charakter der Landschaft übertra-gen, scheint dem Wesen dieser Menschen anzuhaften - mit Corinths Worten: »Ein tiefes, tiefes Wasser, über das Niemand nicht kann «, oft áber auch jene tiefe und gesunde Kraft zur Heiterkeit, die heute so selten geworden ist. So ist es eine einzigartige Mischung schöpferi-scher und menschlicher Gaben, denen wir in Mannern und Frauen des einst deutschen Ostens begeg-nen und die wir in den Familien-schicksalen dieses Buches wieder-finden.
Zu den beiden ersten Bánden
Die verlassenen Schlösser Ein Buch von den grófién Familien des deutschen Ostens
Bürger und Patrizier
Ein Buch von den Menschen und
Stadten des deutschen Ostens
schrieb die Frankfurter Allgemeine: »Unermefiliches Erinnerungsgut tritt hier zutage, nach Orten und Berufen mit jener Buntheit gemischt, die dem weiten Land jenseits der Elbe und seiner menschlichen Viel-falt angemessen ist. Originelle und faszinierende Gestalten treten auf, kaum einer unter all diesen Menschen, der es nicht verdiente, der Vergangenheit entrissen zu werden.
Schutzumschlag: Karin Fratzscher
Vissza