Fülszöveg
In dem Roman Billard um halbzehn geht es um die Interpretation des Schicksals der letzten drei Generationen in Deutschland, um den Konflikt zwischen dem selbständig denkenden und handelnden christlichen Einzelgänger und dem politisch opportunistischen Kollektiv. Das »Lamm« wird gegen den »Büffel« ausgespielt.
Die Geschichte der Abtei St. Anton, die den Lebensweg der Architektenfamilie Fähmel bestimmt und von der einen Generation erbaut, von der nächsten zerstört, von der darauffolgenden wiedererrichtet wird, steht stellvertretend für das Schicksal eines ganzen Volkes, dem sein faustisch-zerrissenes Wesen von jeher zwei Gesichter verlieh. »Billard um halbzehn ist ein großer Schritt vorwärts«, schrieb Karl Korn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. »Boll hat weit ausgeholt. Die Vergangenheit wird aufgeblättert und fügt sich zu einem kunstvoll komponierten Bild. Die Züge unserer Epoche, unsere eigenen Züge, unsere Träume und Erlebnisse treten wie im Gleichnis vor uns hm. Boll...
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Fülszöveg
In dem Roman Billard um halbzehn geht es um die Interpretation des Schicksals der letzten drei Generationen in Deutschland, um den Konflikt zwischen dem selbständig denkenden und handelnden christlichen Einzelgänger und dem politisch opportunistischen Kollektiv. Das »Lamm« wird gegen den »Büffel« ausgespielt.
Die Geschichte der Abtei St. Anton, die den Lebensweg der Architektenfamilie Fähmel bestimmt und von der einen Generation erbaut, von der nächsten zerstört, von der darauffolgenden wiedererrichtet wird, steht stellvertretend für das Schicksal eines ganzen Volkes, dem sein faustisch-zerrissenes Wesen von jeher zwei Gesichter verlieh. »Billard um halbzehn ist ein großer Schritt vorwärts«, schrieb Karl Korn in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. »Boll hat weit ausgeholt. Die Vergangenheit wird aufgeblättert und fügt sich zu einem kunstvoll komponierten Bild. Die Züge unserer Epoche, unsere eigenen Züge, unsere Träume und Erlebnisse treten wie im Gleichnis vor uns hm. Boll predigt nicht, doziert nicht. Sein Roman hat einen hochgespannten Ton. Er ist eine breit dahmflutende, schmerzlich-schöne Elegie vom Le-
ben dieser unserer eigenen Zeit, von Hoffnungen, Leiden und Illusionen. Das Buch hat Reife. Es ist aller Tendenz enthoben. Sein Klang ist voll, sein Sinn ist mild, seine Wahrheit ist entschieden und klar: die Wahrheit des Lammes, das geopfert wird, damit die Welt weiterleben kann.«
Und in den Bücherkommentaren war zu lesen: »Boll führt die rastlos in Erzählungen und Satiren erneuerte Frage nach Untergang oder Rettung des Menschlichen auf ihren äußersten Punkt innerhalb der aktuellen Situation. Billard um halb-zehn ist ein hochpolitisches Buch und zugleich eine Abkehr von aller Politik. Hier wird uns ins Gesicht geleuchtet, doch nicht mit der Stablampe des Tagespublizisten, sondern mit der Öllampe des Diogenes. Es gibt den heiligen Zorn noch heute, das hat uns Boll mit diesem unerwartet- harten Buch bewiesen. Er verleugnete sich selbst, um dieses Zeugnis abzulegen. Ein erfolgreicher Apostel der Liebe, der in die Wüste ging, um von dort sein >Nein< denen entgegenzuschreien, die ihn bisher, als er leise sprach, mit den Jasagern verwechseln konnten. Das ist eines der wichtigsten Bücher unserer deutschen Gegenwart.«
Vissza