Fülszöveg
BILDTEPPICHE IN DER KUNST DER DDR
Wandbehänge und Teppiche werden als Schmuck und zum Schutz gegen Kälte in Wohn-
räumen verwendet, seitdem man das Weben und Teppichknüpfen beherrscht. Der in seiner
Herstellung zeitaufwendige Bildteppich aber war und ist als kostbarer Schmuck der Wände
Räumen besonderer Bestimmung vorbehalten, Kirchen, Klöstern, Schlössern, später auch
den Palästen und Rathäusern des Bürgertums. Uber all die Jahrhunderte blieb der Gobelin,
der auch als Nadelmalerei bezeichnet wurde, König unter den Bildteppichen. Er wurde von
berühmten Malern entworfen und von bedeutenden Manufakturen ausgeführt, während
andere textile Techniken über Klostermauern und Manufakturen hinaus ihre Heimat auch in
der Volkskunst hatten.
Gobelin und Bildteppich galten in Europa bis zu Beginn unseres Jahrhunderts als identisch.
Die ältesten erhaltenen Bildteppiche aus romanischer Zeit (12. Jahrhundert), die im Halber-
städter Dom aufbewahrt werden, sind aus farbiger Wolle...
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Fülszöveg
BILDTEPPICHE IN DER KUNST DER DDR
Wandbehänge und Teppiche werden als Schmuck und zum Schutz gegen Kälte in Wohn-
räumen verwendet, seitdem man das Weben und Teppichknüpfen beherrscht. Der in seiner
Herstellung zeitaufwendige Bildteppich aber war und ist als kostbarer Schmuck der Wände
Räumen besonderer Bestimmung vorbehalten, Kirchen, Klöstern, Schlössern, später auch
den Palästen und Rathäusern des Bürgertums. Uber all die Jahrhunderte blieb der Gobelin,
der auch als Nadelmalerei bezeichnet wurde, König unter den Bildteppichen. Er wurde von
berühmten Malern entworfen und von bedeutenden Manufakturen ausgeführt, während
andere textile Techniken über Klostermauern und Manufakturen hinaus ihre Heimat auch in
der Volkskunst hatten.
Gobelin und Bildteppich galten in Europa bis zu Beginn unseres Jahrhunderts als identisch.
Die ältesten erhaltenen Bildteppiche aus romanischer Zeit (12. Jahrhundert), die im Halber-
städter Dom aufbewahrt werden, sind aus farbiger Wolle gewirkt. Die französischen Gobelins
des 14./15. Jahrhunderts aus Arras, Tournai und Paris waren ebenso berühmt wie die nieder-
ländischen des 15. bis 17. Jahrhunderts aus Brüssel. Und noch einmal waren es die Wand-
teppiche der Pariser Königlichen Gobelinmanufaktur, die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
begehrter Teil repräsentativer Raumausstattung an den Fürstenhöfen wurden. Heute können
wir (in den sozialistischen Ländern) solche Teppiche vor allem in der Leningrader Ermitage,
in den Krakauer Staatlichen Kunstsammlungen auf dem Wawel, im Budapester Museum für
Kunstgewerbe und im Christlichen Museum Esztergom, aber auch in der Dresdener
Gemäldegalerie bewundern.
Noch heute entstehen Gobelins als anspruchsvolle Dekoration für repräsentative Räume, in
der DDR jedoch nahezu ausschließlich im gesellschaftlichen Auftrag und für öffentliche
Gebäude. Die modernen Textilkünstler, von deren Hand heute die Mehrzahl aller Bild-
teppiche stammt, sind weder Maler noch Wirker. Sie sind exzellente Handwerker und
Künstler, die das ganze Spektrum der Möglichkeiten zu nutzen wissen, das ihrem Material,
der Faser, dem Faden, dem Gewebe innewohnt. So haben heute auch andere textile Techniken
für den Bildteppich an Bedeutung gewonnen, wurden alte Techniken für neue, zeitnahe
Ideen erschlossen. Auch hat der Begriff des Bildhaften in unserem Jahrhundert eine Aus-
weitung erfahren, die zu Formenerfindungen in der modernen Textilkunst geführt hat. Von
der textilen Miniatur bis zum begehbaren räumlichen Objekt kann man nahezu alles mit
textilen Techniken und im textilen Material nur Herstellbares antreffen. Doch noch immer
behauptet der Bildteppich, wenn auch in abgewandelter Form, seinen Platz.
Vissza