Fülszöveg
Genauigkeit und «eine gewisse Härte» for-
derte Otto Dix (1891-1969) von seinen Bil-
dern. Immer war der große Maler auf der
Suche nach dem symbolhaften Ausdruck
für seine Zeit, konnte und wollte aber
dabei die Menschen, die erfahrene Wirk-
lichkeit nicht aus seinen Bildern verbannen.
Fast erscheint es selbstverständlich, daß
Dix dabei auf die Gleichnisse und Ge-
schichten der Bibel und die Heiligenlegen-
den stieß. Wie die Alten Meister «sieht» er
sie im Gewand der Zeit, werden sie - ohne
oberflächliche Anbiederungen - zu Schil-
derungen der Gegenwart. Den jungen Dix
faszinieren die Bilder von Schrecken und
Leid - Kreuzigung und Beweinung. In der
von ihm meisterhaft beherrschten Technik
der Lasurmalerei entstehen später die gro-
ßen Gemälde «Die sieben Todsünden»,
«Der Heilige Christophorus» in mehreren
Fassungen und das farbig brillante «Lot
und seine Töchter». Der Leidensweg Chri-
sti wird über viele Jahre zum wichtigsten
Motiv. In einer neuen, freieren...
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Fülszöveg
Genauigkeit und «eine gewisse Härte» for-
derte Otto Dix (1891-1969) von seinen Bil-
dern. Immer war der große Maler auf der
Suche nach dem symbolhaften Ausdruck
für seine Zeit, konnte und wollte aber
dabei die Menschen, die erfahrene Wirk-
lichkeit nicht aus seinen Bildern verbannen.
Fast erscheint es selbstverständlich, daß
Dix dabei auf die Gleichnisse und Ge-
schichten der Bibel und die Heiligenlegen-
den stieß. Wie die Alten Meister «sieht» er
sie im Gewand der Zeit, werden sie - ohne
oberflächliche Anbiederungen - zu Schil-
derungen der Gegenwart. Den jungen Dix
faszinieren die Bilder von Schrecken und
Leid - Kreuzigung und Beweinung. In der
von ihm meisterhaft beherrschten Technik
der Lasurmalerei entstehen später die gro-
ßen Gemälde «Die sieben Todsünden»,
«Der Heilige Christophorus» in mehreren
Fassungen und das farbig brillante «Lot
und seine Töchter». Der Leidensweg Chri-
sti wird über viele Jahre zum wichtigsten
Motiv. In einer neuen, freieren Malweise
wird das Thema von Leid und Erlösung des
Menschensohns vielfach variiert. Eng ver-
bunden mit den Bildern zu Bibel und Le-
gende sind die Vanitas-Darstellungen, die
seit der Renaissance in der Kunst tradier-
ten Verbildlichungen von Vergänglichkeit
und Tod. Unerbittlich stellt Dix der Schön-
heit des Frauenkörpers dessen Hinfällig-
keit gegenüber; als letzte Steigerung zeich-
net er sein Antlitz als Totenschädel.
Wohl kaum ein Künstler seiner Zeit hat
so oft christliche Themen für seine Bilder
gewählt wie Otto Dix; ja, diese bilden - der
vorliegende Band macht das erstmals deut-
lich - einen wesentlichen Teil seines Ou-
vres. Alle Arbeiten zum Thema werden
abgebildet, wobei nur auf Varianten und
Ausführungen in anderen Techniken ver-
zichtet wurde. Vor uns entsteht der ganze
Dix - aber von einer Seite, von der man
ihn bisher nicht sah.
Vissza