Bei den Trümmern von Babylon

Előszó

Wie ich schon oft im Verlauf meiner Erzáhlungen getan habe, betone ich auch jetzt wieder, daB ich kein Anhánger der Lehre vom Zufall bin. Ich hege vielmehr die unerschütterliche Überzeugung, daB wir Menschen von der Hand des Allmáchtigen, Allweisen und Alliebenden geführt werden, ohne dessen Willen - nach dem Wort der Heiligen Schrift - kein Haar von unserm Haupt falit. Die sich von dieser Hand losgerissen habén, ihre eignen Wege wandeln und eine höhere Fügung leugnen, können mich in meiner Überzeugung nicht irremachen. Meine Erfahrungen stehen mir höher als die Behauptungen von meinetwegen sehr gelehrten Leuten, die nur deshalb den EinfluB der himmlischen Vorsehung nicht merken, weil sie auf ihn veriichtet habén. Es ist mir sehr oft vorgekommen, daB ein um viele Jahre zurückliegendes, an sich unbedeutendes Ereignis, an das ich lángst nicht mehr dachte, mir ganz unerwartet seine Folgen zeigte und so bestimmend in mein Handeln eingriff, daB ich nur als geistig Blinder hatte behaupten können, mir seien meine damaligen Gedanken und Entschlüsse von einem Zufall eingegeben worden. So war es auch mit meinem Zusammentreffen mit dem Perser Dschafar im Wilden. Westen* das in meinem vielbewegten Leben nur den Raum eines flüchtigen Ereignisses einnahm1, an das ich nur selten dachte. Offen gestanden hatte der Handschar nach und nach seine Eigenschaft als „Andenken" für mich verloren. Ich nahm ihn in die Hand, ohne mir den früheren Besitzer zu vergegenwártigen, und ich führte ihn von Zeit zu Zeit auf meinen Reisen mit, ohne an die Möglichkeit zu denken, daB er mir jemals von gröBerer Bedeutung als der einer Waffe werden könne. Und doch sollte dieser halbvergessene Vorgang noch nach einer Reihe von Jahren seine Folgen zeigen; die Ereignisse, von denen ich jetzt erzáhle, werden das beweisen. - Meine Leser wissen aus dem Band „Von Bagdad nach Stambul", daB ich damals auf dem Weg der Todeskarawane von Bagdad nach Kerbele mit meinem treuen Hadschi Halef Omar von der Pest ergriffen und niedergeworfen wurde. Es war ein Wunder, daB wir dem Tod entgingen, zumal der schweren Erkrankung Ereignisse vorangegangen waren, die unsre Kráfte sehr in Anspruch genommen hatten. Diese Leidenstage, da wir beiden gánzlich hilflosen Menschen nur auf uns selbst angewiesen waren, nehmen in unsrer Erinnerung eine hervorragende Stelle ein, und ebenso tief hat die Gegend, in der wir wochenlang zwischen Tod und Leben schwebten, sich unserm Gedachtnis eingeprágt. Es ist daher leicht begreiflich, daB wir bei einer spátern Anwesenheit in Bagdad beschlossen, die Orte, die uns so verhángnisvoll geworden waren, bei dieser Gelegenheit wieder zu besuchen. Mein wackerer Halef war inzwischen Scheik der Haddedihn-Araber geworden. Die Achtung, die er sich erworben hatte, stand im umgekehrten Verháltnis zu seiner KörpergröBe. Er war bekanntlich von sehr kleiner und schmáchtiger Gestalt und auBerordentlich stolz auf seinen Schnurr- Vissza