Előszó
Die Stimmung, in der ich den »Fliegenden Hollánder« empfing, habe ich im allgemeinen bezeichnet: die Empfángnis war genauso alt, als die Stimmung, die sich anfangs in mir nur vorbereitete, und, gegen berückende Eindrücke ankámpfend, endlich zu der Áufterungsfáhigkeit gelangte, daft sie in einem ihr angehörigen Kunstwerke sich ausdrücken konnte. - Die Gestalt des »Fliegenden Hollánders« ist das mythische Gedicht des Volkes: ein uralter Zug des menschlichen Wesens spricht sich in ihm mit herzergreifender Gewalt aus. Dieser Zug ist, in seiner allgemeinsten Bedeutung, die Sehnsucht nach Ruhe aus Stürmen des Lebens. In der heitern hellenischen Welt treffen wir ihn in den Irrfahrten des Odysseus und in seiner Sehnsucht nach der Heimat, Haus, Herd und - Weib, dem wirklich Erreichbaren und endlich Erreichten des bürgerfreudigen Sohnes des altén Hellas. Das irdisch heimatlose Christentum fafíte diesen Zug in die Gestalt des »ewigen Juden«: diesem immer und ewig, zweclc- und freudlos zu einem lángst ausgelebten Leben verdammten Wanderer blühte lceine irdische Erlösung; ihm blieb als einziges Streben nur die Sehnsucht nach dem Tode, als einzige Hoffnung die Aussicht auf das Nichtmehrsein. [...] die Sehnsucht des Odysseus nach Heimat, Herd und Eheweib zurück hatte sich, nachdem sie an den Leiden des »ewigen Juden« bis zur Sehnsucht nach dem Tode genáhrt worden, zu dem Verlangen nach einem Neuen, Unbekannten, noch nicht Vorhandenen, aber im voraus Empfundenen, gesteigert. Diesen ungeheuer weit ausgedehnten Zug treffen wir im Mythos des fliegenden Hollánders, diesem Gedichte des Seefahrervolkes aus der weltgeschichtlichen Epoche der Entdeclcungsreisen. Wir treffen auf eine vom Vollcsgeiste bewerlcstelligte, merkwürdige Mischung des Charakters des ewigen Juden mit dem des Odysseus. [...] Als Ende seiner Leiden ersehnt er, ganz wie Ahasveros, den Tod; diese, dem ewigen Juden noch verwehrte Erlösung lcann der Hollánder aber gewinnen durch - ein Weib, das sich aus Liebe ihm opfert: die Sehnsucht nach dem Tode treibt ihn somit zum Aufsuchen dieses Weibes; dies Weib ist aber nicht mehr die heimatlich sorgende, vor Zeiten gefreite Penelope des Odysseus, sondern es ist das Weib überhaupt, aber das noch unvorhandene, ersehnte, geahnte, unendlich weibliche Weib - sage ich es mit einem Worte heraus: das Weib dei Zukunft. Dies war der »Fliegende Hollánder«, der mir aus den Sümpfen und Fluten meines Lebens so wiederholt und mit so unwiderstehlicher Anziehungskraft auftauchte; das war das erste Volksgedicht, das mir tief in das Herz drang, und mich als künstlerischen Menschen zu seiner Deutung und Gestaltung im Kunstwerke mahnte. Von hier an beginnt meine Laufbahn als Dichter, mit der ich die des Verfertigers von Operntexten verliefi. [...] Unter áufteren Umstánden, die ich [...] bereits meinen Freunden berichtete, führte ich den "Fliegenden Hollánder- mit grofier Schnelligkeit in Dichtung und Musik aus. I 1 Es war das Gefühl der Heimatlosigkeit in Paris, das mir die Sehnsucht nach der deutschen Heimat erweckte: diese Sehnsucht bezog sich aber nicht auf ein Altbekanntes Wiederzugewinnendes, sondern auf ein geahntes und gewünschtes Neues, Unbekanntes, Erstzugewmnendes, von dem ich nur das eine wufite, dafi ich es hier in Paris gewifi nicht finden würde. Richárd Wagner, Eine Mitteilung an meine Freunde (1851) The Flying Dutchman I have described in generál terms the frame of mind in which I conceived "Der fliegende Hollánder": the conception was quite as old as the frame of mind which, having at first only gestated in me, finally, struggling against beguiling impressions, achieved an articulate state in which it could find expression in a work of art. - The figure of the "Flying Dutchman" is a mythic poem of the people: an ancient trait of humán nature is expressed in it with heart-rending force. This trait is, in its most generál meaning, the longing for respite from the storms of life. In the gay Hellenic world we encounter it in the wanderings of Odysseus and in his longing for his homeland, his house, hearth and - woman: the really attainable and ultimately attained aim of this good citizen and son of ancient Hellas. Christianity, being without an earthly home, conceived this trait in the figure of the "wandering Jew": this wanderer, eternally condemned to an aimless and joyless and long ago lived-out life, could not hope for any earthly salvation,- all that was left to him was to long for death, his sole hope the prospect of being no more. [...] Odysseus' longing for home, hearth and wife had, after being nourished by the sufferings of the "wandering Jew" until it became a longing for death, then become intensified into a desire for the new, the unknown, for that which does not yet exist but which one has already perceived. This very widely dispersed trait recurs in the myth of the Flying Dutchman, this seafarers' poem from the historical era of exploration. We find, fashioned by the national spirit, a remarkable mixture of the character of the wandering Jew with that of Odysseus. [...] He, like Ahasueros, yearns for death as an end to his sufferings,- the salvation denied to the wandering Jew is attainable, however, by the Dutchman through - a woman, who sacrifices herself our of love for him: the longing for death thus impels him to seek out this woman,- this woman, however, is no longer the homely and long ago wedded Penelope of Odysseus, but it is womankind in generál - the longed-for, half-sensed, infi-
Vissza