Fülszöveg
Mit der Geschichte der künstlerischen Gebrauchsgraphik der Wiener Jahrhundertwende wird erstmals eine große Forschungslücke zur Kultur-, Wirtschafts- und Alltagsgeschichte geschlossen. Daß >Wien um 1900< sehr viel mehr aufzuweisen hatte, als in bequem-klischierten Ausstellungen und Publikationen zuletzt gezeigt wurde, belegt die vorliegende Monographie, die in Bild und Text ein bisher unbearbeitetes und unerschlossenes Gebiet behandelt.
Die Druckgraphik erreichte in der Zeit um 1900 einen nie vorher noch nachher gekannten Höhepunkt, sowohl qualitativ als auch quantitativ, woran vor allem auch eine ungeheure Popularisierung der zweckgebundenen Gebrauchsgraphik wesentlichen Anteil hatte. An erster Stelle muß hier die neuartige und revolutionierende Plakatkunst genannt werden. Sie trug ganz wesentlich dazu bei, die neuen Ideen und Formen zu transportieren und zu popularisieren.
Die Buchkunst war an dieser Entwicklung ebenfalls wesentlich beteiligt, da immer mehr Verlage...
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Fülszöveg
Mit der Geschichte der künstlerischen Gebrauchsgraphik der Wiener Jahrhundertwende wird erstmals eine große Forschungslücke zur Kultur-, Wirtschafts- und Alltagsgeschichte geschlossen. Daß >Wien um 1900< sehr viel mehr aufzuweisen hatte, als in bequem-klischierten Ausstellungen und Publikationen zuletzt gezeigt wurde, belegt die vorliegende Monographie, die in Bild und Text ein bisher unbearbeitetes und unerschlossenes Gebiet behandelt.
Die Druckgraphik erreichte in der Zeit um 1900 einen nie vorher noch nachher gekannten Höhepunkt, sowohl qualitativ als auch quantitativ, woran vor allem auch eine ungeheure Popularisierung der zweckgebundenen Gebrauchsgraphik wesentlichen Anteil hatte. An erster Stelle muß hier die neuartige und revolutionierende Plakatkunst genannt werden. Sie trug ganz wesentlich dazu bei, die neuen Ideen und Formen zu transportieren und zu popularisieren.
Die Buchkunst war an dieser Entwicklung ebenfalls wesentlich beteiligt, da immer mehr Verlage darangingen, ihre Buchumschläge und Illustrationen von modernen Künstlern ausführen zu lassen. An erster Stelle steht hier der legendäre »Wiener Verlag«, der die Reklamewirkung von modernen Buchumschlägen als einer der ersten erkannte und die Wiener Moderne für sich verpflichten konnte.
Eine Pionierstellung hatte auch die Wiener Werkstätte, die als erste Firma etwas schuf, das heute »corporate design« heißt, indem sie alle ihre Geschäftsdrucksachen und alle in die (und in der) Öffentlichkeit wirkenden Geschäftspapiere, Rechnungen, Reklamen und Anzeigen von Künstlern entwerfen ließ.
Der Begriff Gebrauchsgraphik ist im wesentlichen ein Sammelbegriff für jene graphischen Arbeiten, die, im Gegensatz zur freien Graphik, an der bewußten künsterischen Durchformung und Gestaltung praktischer Aufgaben Anteil haben.
Die Gebrauchsgraphik gliedert sich im wesentlichen in die drei Hauptgruppen Schriftkunst, Buchkunst und Werbegraphik. Zur Schriftkunst gehören die Zierschriften, die Gestaltung von Drucktypen, Diplomen, Urkunden etc. Zur Buchkunst gehören die Schutzumschläge, Vorsatzpapiere, Exlibris, Lesezeichen, Kalender, Kataloge, Notentitel etc. Die Werbegraphik schließlich beinhaltet im einzelnen Schutzmarken, Warenzeichen, Signets, Plakate, Anzeigen, Prospekte, Geschäftsdrucksachen, Briefpapiere, Geschäftskarten, Rechnungen, Reklamemarken, künstlerische Verpackung etc. Daneben gibt es noch den Begriff der Amtlichen Graphik (Postwertzeichen, Geldscheine) und die Familien-und Gelegenheitsgraphik mit ihren Glückwunsch- und Einladungskarten, Geburts- und Hochzeitsanzeigen, Visitenkarten. Zwar gab es in der Vergangenheit Darstellungen einzelner Gruppen (wie Plakate, Exlibris), aber noch keine Gesamtdarstellung dieses vielgestaltigen und vielfältigen Gebietes.
Im vorliegenden Buch werden die einzelnen Fachgebiete in mehr als 70 Stichworten - von ANZEIGEN bis ZEITSCHRIFTENTITEL - in lexikalischen Artikeln monographisch behandelt, wobei Geschichte, Entwicklung, Technik und Besonderheiten beschrieben werden. Das Bildmaterial - trotz vieler prominenter Künstler - wird größtenteils erstmals publiziert und zeigt (auch für den Fachmann) unbekanntes Anschauungsmaterial zur bisher nicht behandelten Wiener Alltagskultur und
(Forlsetzung auf der hinteren Klappe)
Edition Christian Brandstätter • Wien-München
Vissza