Előszó
ERSTER TEIL
1
Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie hingegen ist auf ihre besondere Weise unglücklich.
Im Hause der Oblonskijs herrschte allgemeine Verwirrung. Die Prinzessin hatte erfahren, daß ihr Gatte ein Verhältnis mit einer französischen Gouvernante hatte, die früher im Hause beschäftigt gewesen war. Infolge dieser Entdeckung hatte sich die Prinzessin in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen; der Gatte hatte das Haus verlassen, die Kinder irrten in den Zimmern umher, die Dienerschaft sprach von Kündigung.
Am dritten Tage nach dem Zerwürfnis erwachte Fürst Stepan Arkad-jewitsch Oblonskij - die Lebewelt nannte ihn Stiwa - um die gewohnte Stunde, das heißt um acht Uhr morgens, aber nicht im Schlafzimmer seiner Frau, sondern auf dem saffianüberzogenen Diwan in seinem Kabinett. Er wälzte seinen vollen, gepflegten Körper herum, als wolle er weiterschlafen, doch es gelang ihm nicht. So richtete er sich auf, rieb sich die Augen und dachte darüber nach, was die Ursache seiner merkwürdigen Stimmung sein könne.
„Ich habe geträumt", sprach er zu sich. „Ja, ja, wie war es nur?", und er versuchte, sich seines Traumes zu entsinnen. „Ja, Alabin gab ein Diner in Darmstadt, dieses Darmstadt aber war in Amerika Es war ein Diner auf gläsernen Tischen, ja, und die Tische sangen: II mio tesorol Oder war es etwas anderes, etwas noch viel Schöneres, was sie sangen? Und dann gab es kleine Likörfläschchen, die sahen aus wie Frauen!" Stepan Arkadjewitschs Augen blitzten vergnügt auf. Seine Gedanken flogen weiter, und er lächelte, als er sich von seinem Lager erhob, um nach alter, neunjähriger Gewohnheit die Hand nach jener Stelle auszustrecken, wo im Schlafzimmer sein Morgenrock zu hängen pflegte. Hiebei kam er zur Besinnung. Sein Lächeln schwand, mit gerunzelter Stirn gedachte er seines häuslichen Jammers.
„Ach!" seufzte er. „Ach, ich habe keine Verzeihung von ihr zu erwarten. Ach, sie kann doch gar nicht verzeihen Und am entsetzlichsten ist, daß ich an allem schuld bin - schuld und doch nicht schuld. Darin besteht ja das ganze Unglück!"
Am schrecklichsten war jene erste Minute gewesen, da er, gutgelaunt aus dem Theater heimkehrend, eine herrliche Birne eben enthüllend, die er Dolly mitgebracht hatte, seine Frau aber überall vergebens gesucht und sie endlich im Schlafzimmer gefunden hatte. Sie hatte regungslos, mit jenem unglückseligen Brief in der Hand, dagesessen und ihn mit dem Ausdruck des Entsetzens, der Verzweiflung und des Zorns
Vissza
Fülszöveg
leo n. tolstoj
Unna Rarenina
„Anna Karenina" ist die Geschichte eines Ehebruchs und damit gleichzeitig eine Kritik an der Gesellschaft der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Anna Karenina kommt zu ihrem Bruder zu Besuch und lernt dort den Grafen Wronskij kennen. So sehr sie sich gegen die Leidenschaft, die sie zu ihm erfaßt, wehrt, erliegt sie ihr schließlich doch und verläßt Kind und Gatten, dessen Fehler und Un-(zulänglichkeiten ihr mit einemmal deutlich vor Augen stehen. Ihr Zusammenleben mit Wronskij steht jedoch unter keinem glücklichen Stern: aus Angst, er könne ihrer überdrüssig werden, steigert sie sich in eine Eifersucht, die sie immer häufiger häßliche Szenen heraufbeschwören und zum Schluß den letzten Ausweg wählen läßt, der ihr noch blieb. Parallel dazu läuft die Geschichte von Kitty und Ljewin, die auf ihrem abgeschiedenen Gut glücklicher werden als im sittenlosen Treiben der Großstadt. In diesem Roman ist Tolstoj also ein skeptischer, sozial-religiös...
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leo n. tolstoj
Unna Rarenina
„Anna Karenina" ist die Geschichte eines Ehebruchs und damit gleichzeitig eine Kritik an der Gesellschaft der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Anna Karenina kommt zu ihrem Bruder zu Besuch und lernt dort den Grafen Wronskij kennen. So sehr sie sich gegen die Leidenschaft, die sie zu ihm erfaßt, wehrt, erliegt sie ihr schließlich doch und verläßt Kind und Gatten, dessen Fehler und Un-(zulänglichkeiten ihr mit einemmal deutlich vor Augen stehen. Ihr Zusammenleben mit Wronskij steht jedoch unter keinem glücklichen Stern: aus Angst, er könne ihrer überdrüssig werden, steigert sie sich in eine Eifersucht, die sie immer häufiger häßliche Szenen heraufbeschwören und zum Schluß den letzten Ausweg wählen läßt, der ihr noch blieb. Parallel dazu läuft die Geschichte von Kitty und Ljewin, die auf ihrem abgeschiedenen Gut glücklicher werden als im sittenlosen Treiben der Großstadt. In diesem Roman ist Tolstoj also ein skeptischer, sozial-religiös engagierter Beobachter der Gesellschaft seiner Zeit, in deren Wirklichkeit private und kollektive Motive so unlöslich miteinander sind, daß sie nicht in der Form einer gradlinigen Reportage, sondern nur in der mehrstimmigen Instrumentierung neben- und ineinanderlaufender Handlungszüge verständlich gemacht werden können. Während Heimatkunst, Landschaftsbilder, bäuerliche und adlige Wirklichkeit sowie auto-• (Fortsetzung auf der rückwärtigen Klappe)
Vissza