Fülszöveg
Eine Kopenhagener Mietskaserne, in der Zeit zwischen Weltwirtschaftskrise und zweitem Weltkrieg, Obdach einer höchst ungleichen Bewohnerschar: Fabrikarbeiter, gestrandete Kleinbürger, Lumpenproletarier, verarmte Ladenbesitzer, ausländische Seeleute, Emigranten. In diesem Milieu, auf dem die ständige Angst vor Arbeitslosigkeit, Unglück und Obrigkeit lastet, ist Zusammenhalt nur schwer zu erreichen. Mißtrauen und Neid, kleinliche Gehässigkeiten und Zänkereien, absonderliche Gewohnheiten, gegensätzliche politische Ansichten, furchtsam gehütete Träume und Geheimnisse — all das steht oft trennend zwischen den Menschen, treibt viele in ihren privaten Winkel. Bisweilen genügt
Umschlagentwurf: Rainer Flieger
ein leises Fluchwort, ein geflüstertes Gerücht, um einen Nachbarn zu ächten — wie den Straßenbahnschaffner Berg, in dessen Wohnung zwei Frauen sterben. Oder den scheuen Jüten Moltzen, der durch lärmende Bußübungen die Nachtruhe stört, dessen Töchter Regenwürmer verspeisen.
In den...
Tovább
Fülszöveg
Eine Kopenhagener Mietskaserne, in der Zeit zwischen Weltwirtschaftskrise und zweitem Weltkrieg, Obdach einer höchst ungleichen Bewohnerschar: Fabrikarbeiter, gestrandete Kleinbürger, Lumpenproletarier, verarmte Ladenbesitzer, ausländische Seeleute, Emigranten. In diesem Milieu, auf dem die ständige Angst vor Arbeitslosigkeit, Unglück und Obrigkeit lastet, ist Zusammenhalt nur schwer zu erreichen. Mißtrauen und Neid, kleinliche Gehässigkeiten und Zänkereien, absonderliche Gewohnheiten, gegensätzliche politische Ansichten, furchtsam gehütete Träume und Geheimnisse — all das steht oft trennend zwischen den Menschen, treibt viele in ihren privaten Winkel. Bisweilen genügt
Umschlagentwurf: Rainer Flieger
ein leises Fluchwort, ein geflüstertes Gerücht, um einen Nachbarn zu ächten — wie den Straßenbahnschaffner Berg, in dessen Wohnung zwei Frauen sterben. Oder den scheuen Jüten Moltzen, der durch lärmende Bußübungen die Nachtruhe stört, dessen Töchter Regenwürmer verspeisen.
In den Behausungen des Karrees wohnen aber auch Herluf Olsen, der stets um solidarischen Ausgleich bemüht ist, der gefürchtete »verrückte Deutsche«, der provozierend das große Wort führt, der boshafte Kai Einohr und mancher andere —
• T»
ewige Pechvögel, optimistische Le-
¦ •
benskünstler, stille Existenzen, Plagegeister, sonderbare Käuze. Jeder von ihnen hat seine eigene, unvollendete Geschichte und seine ereignisvolle Gegenwart, lebt in ständigem Wechsel leiser und dramatischer Erfahrungen. »Angstzeiten« ist die Chronik eines großen Hauses, gebrochen durch eine Reihe von Einzelschicksalen, in denen die großen Ereignisse der unruhigen dreißiger Jahre ein künstlerisches Echo gefunden haben. Der dänische Autor Villy Karlsson (1919 geboren) debütierte mit diesem Buch, das von der Literaturkritik des Landes als ein herausra-
gender Gesellschaftsroman gewürdigt wurde.
Vissza