Olivares

Fülszöveg

Wer die Gestalten und Gesichter am Hofe Philipps IV. in Madrid durch die unerbittliche Wahrhaftigkeit der Bildkunst des Velázquez hindurch betrachtet, dem bleibt unvergeBlich, wie steif und blafí die vornehme Güte und Schwáche des Königs aussieht und wie derb daneben die korpulente Herrschsucht seines Güustlings und erstenMinisters, des Grafen und Herzogs Olivares, sich breit macht, Von der Masse vergöttert, gefürchtet und verteufelt, vonwenigengeliebt, stand Olivares, dieser machtige Mensch . . , und stemmte sich mehr als zwanzig Jahre lang (1621-1643) gegen den unausweichlichen Verfall des allzugroBen Reiches, bis er selbst in Erschöpfung und geistiger Umnachtung 8 zusammenbrach. Ein Sagengespinst von HaB, Ivíige, Neid und Bewunderung hat sich um den verspáteten Riesen geschlungen und hangt seit drei Jahrhunderten wie altes Spinnengewebe, nur da und dort von der Kritik zerfetzt, an ihm herum. Endlich hat er in Gregorio Maranón den Arzt und zugleich Geschichts-
sehreiber gefunden,... Tovább

Fülszöveg

Wer die Gestalten und Gesichter am Hofe Philipps IV. in Madrid durch die unerbittliche Wahrhaftigkeit der Bildkunst des Velázquez hindurch betrachtet, dem bleibt unvergeBlich, wie steif und blafí die vornehme Güte und Schwáche des Königs aussieht und wie derb daneben die korpulente Herrschsucht seines Güustlings und erstenMinisters, des Grafen und Herzogs Olivares, sich breit macht, Von der Masse vergöttert, gefürchtet und verteufelt, vonwenigengeliebt, stand Olivares, dieser machtige Mensch . . , und stemmte sich mehr als zwanzig Jahre lang (1621-1643) gegen den unausweichlichen Verfall des allzugroBen Reiches, bis er selbst in Erschöpfung und geistiger Umnachtung 8 zusammenbrach. Ein Sagengespinst von HaB, Ivíige, Neid und Bewunderung hat sich um den verspáteten Riesen geschlungen und hangt seit drei Jahrhunderten wie altes Spinnengewebe, nur da und dort von der Kritik zerfetzt, an ihm herum. Endlich hat er in Gregorio Maranón den Arzt und zugleich Geschichts-
sehreiber gefunden, der ihn von seinem Leiden befreit und zu einem gereinigten Fortleben in unserer Erinnerung erweckt. Das Werk Maranóns ist als Forschung und Darstellung eine auBer ge wöh n1 iche Leistung. Daí3 ein berühmter Arzt, Hochschullehrer und Fachmann der Endokri nologie ,Zeit und Kraftiindet, einen so groJ3en historischen Gegenstand zu bearbeiten, ist an und für sich schon merkwürdig genug und dürfte manchen Spezialisten miBtrauisch machen. Aber die Vereinigung von árztlicher Erfahrung, Menschenkenntnis und ethischem Urteil mit staatsmánnischem Bliek, geschichtlicher Forschung und peinlicher Quellenkritik gelingt hier auf eine scheinbar so leichte, anmutige Art, dai3 man mit Freuden und stetig wachsendem Vertrauen sich von Kapitel zu Kapitel führen láBt und sich im Verstándnis kleiner Einzelheiten und groBer Zusammenhánge gleichmáBig bereichert fiihlt. Vissza